Sonntag, 19. August 2007

Vucherens-Morges





17. August 2007. Der heutige Pilgerweg führte mich bei sonnigem Wetter über Montpreveyers nach Lausanne. Hoch über der Stadt konnte ich auf dem holzigen Aussichtsturm einen ersten Blick Richtung Genf werfen. Die Landesgrenze nähert sich bereits mit Riesenschritten. Aber leider scheint mein Fuss nochmals eine Ruhepause zu brauchen. So entschied ich mich für die nächsten zwei Tage meine Pilgerreise zu unterbrechen und sie erst am Montag fortzusetzten. Der Pilgerweg führte mich vorbei an der Kathedrale quer durch die Stadt über das ehemalige Expo64-Gelände an das Ufer des Lac Léman. Der Strandweg entlang des Sees war die Erholung pur...Sandstrand...sanfte Wellen...eine kühle Brise vom See...einfach herrlich! Auf der Hälfte der Strecke (Lausanne-Morges) kam ich an einer wunderschönen romanische Kirche (St. Sulpice) vorbei. Das laue Lüftchen, die Pinien und der schöne Sakralbau hätte ich eher weiter südlich erwartet denn hier...ich wähnte mich schon irgendwo in Spanien oder in Südfrankreich...Ich genoss den Anblick und fing beinahe an zu träumen...Doch ich musste ja noch weiter. Das Ziel meiner heutigen Etappe lag ja noch über eine Stunde vor mir...Um 18h traf ich dann über eine schöne Promenade in Morges ein.

Romont-Vucherens


16. August 2007. Schon um 7.30h begaben wir uns auf unsere nächste Etappe. Inzwischen hat sich der Himmel wieder etwas verdunkelt und zeitweise fielen auch einige Regentropfen. Wolken, Sonne und Regen wechselten sich in regelmässigen Abständen ab. In Moudon angekommen, fielen wir dann gleich in den Migros ein und kauften uns einige Esswaren für unterwegs. Nach einem kurzen Drink-Stopp im nahegelegenen Restaurant führte uns der Weg weiter nach Vucherens, wo wir eine sehr angenehme Privatunterkunft vorfanden. Herr B. stellte uns sogar ein Flasche selbstgepressten Süssmost bereit. Und das Pilgerzimmer war sehr liebevoll eingerichtet. Vorallem aber freute ich mich wie immer auf eine schön warme Dusche.

Hauterive-Romont


15. August 2007. Nach dem feierlichen Gottesdienst zu Maria Himmelfahrt packte ich um 11.30h mein Bündel und begab mich auf den Weg nach Romont. Es war ein recht warmer Tag aber dennoch angenehm. Der Weg führte immer wieder durch kühle Waldpartien. Bereits um 16h traf ich dann schon im Hügelstädtchen Romont ein. Und wen traf ich da gleich um die Ecke? Pablo....Seit sich unsere Wege damals in Schwyz in strömendem Regen getrennt hatten, haben wir uns nicht mehr getroffen. Er war fieberhaft am Suchen einer Unterkunft. Und da ich meine schon vor einem Tag gefunden hatte, bot ich ihm an doch gleich mitzukommen. Vielleicht wäre ja noch ein Plätzchen frei. Glück gehabt! Zusammen gingen wir dann noch eine Kleinigkeit essen und tauschten dabei unsere spannenden Erlebnisse aus.

Ruhetag in Hauterive



13./15. August 2007. Um meinen Fussbändern etwas Erholung gönnen zu können, blieb ich eine Nacht länger in der Abtei Hauterive. Die kontenplative Zeit in den alten Mauern genoss ich ausgiebig. Ich fühlte mich sehr wohl hier und es viel mir schwer am 15. August aufzubrechen.

Fribourg-Hauterive


13. August 2007. Da ich in den letzten Tagen vermehrt Schmerzen in meinem linken Fuss verspürte, wurde die heutige Etappe verkürzt. Zusammen mit einer Mitpilgerin (Sabine Jung), die ich in der Klosterherberge von Montorge kennengelernt hatte streunte ich heute durch die Stadt Freiburg. Wir besuchten die Kathedrale, das Kloster Maigrauge und begaben und danach auf den Weg in die Zisterzienserabtei Hauterive.

Rüeggisberg-Fribourg



Thun-Rüeggisberg


Auch heute hatte mich die Sonne wieder auf Schritt und Tritt begleitet. Über Gwatt-Einigen-Amsoldingen-Wattenwil brachte die heutige Etappe durch eine sehr abwechslungsreiche Gegend. Bis nach Rüeggisberg konnte ich meinen Ausgangspunkt Thun stets in der Ferne erkennen. Leider war die Sicht nicht so gut, dass sich das Alpenpanorama sehen liess. Eiger, Mönch und Jungfrau hüllten sich heute trotz Sonnenschein in einen Wolkenmantel. Dennoch genoss ich diese Etappe und machte auch wieder eine Pilgerbekanntschaft. In Amsoldingen traf ich auf Ralph aus Zürich. Zusammen legten wir dann den Weg nach Rüeggisberg zurück, wo wir uns auf einen Etappenstopp einigten. Da in den alten Klosterruinen der Cluezenser gerade eine letzte Vorstellung der Freilichtaufführung "Der Prozess" stattfand, war der Entscheid leicht gemacht. Kurzentschlossen besuchten wir die Aufführung und waren sehr begeistert darüber. Passender hätte es nicht sein können, denn in der Aufführung spielten Jakobspilger eine bedeutende Rolle. Sie wurden als Landstreicher, Diebe, Taugenichtse dargestellt, die ein ganzes Dorf hintereinander brachten. Ein Bild das nur von wenigen Dorfbewohners bekämpft wurde.

Brienz-Thun


10. August 2007. Endlich wieder mal ein Sonnentag. Wie habe ich mich darüber gefreut. Der Weg hoch über dem See in Richtung Interlaken war sehr abwechslungsreich. Bis kurz vor Ringgenberg hatte ich stets eine tolle Sicht auf den blaugrünen See. Es war einfach ein Genuss bei solchem Wetter zu pilgern. In Interlaken schien es mir, als käme ich in eine andere Welt. Überall strömten Touristen umher. Teilweise schauten sie mich an, als käme ich von einem anderen Planeten. Wäre ich nicht gerade vor der grandiosen Kulisse der Alpenwelt gestanden, hätte ich mich eher im Nahen Osten gefühlt als mitten in der Schweiz. Verhüllte Musliminnen, Chinesen und Japaner...Die Eindrücke waren intensiv. Oder kam es mir nur so vor? Ich wollte nur noch kurz etwas Verpflegung einkaufen und dann schnellstens von diesem Flecken verschwinden. Das erste Mal spürte ich den Kontrast zwischen Pilgeralltag und dem hektischen Treiben der übrigen Welt. Wie konnte ich mich glücklich schätzen, Zeit zu haben und den Tag zu geniessen. Keine Termine, keine Verpflichtungen...nur ich und der Weg...Es war ein herrliches und dankbares Gefühl, das mir sehr gut tat.
Mein Weg führte mich weiter entlang eines Kanals zum Thunersee und dann weiter quer durch ein Naturschutzgebiet in Richtung Unterseen. Der See war randvoll und schwabbte manchmal auf den Weg. Dennoch kam ich gut voran und schon bald erreichte ich den Anstieg zu den Beatushöhlen. Die Wassermassen der letzten Tage strömten mit Getöse aus den Höhlen. Ein kurzer Halt für den Pilgerstempel, ein Foto und dann gleich weiter Thun entgegen.

Abstieg nach Brienzwiler

Sarnen-Brienz


Die Nacht vom 8. auf den 9. August habe ich nicht sehr gut geschlafen. Es regnete fast die ganze Nacht durch und meine Befürchtungen zur nächsten Wegstrecke stiegen von Stunde zu Stunde wie der Pegel des Sarnersees. Trotzdem versuchte ich einigermassen zu schlafen, was mir jedoch nicht ganz gelingen wollte. Fast alle zwei Stunden wachte ich auf und hörte wie es draussen in Strömen regnete, schlief aber immer wieder ein. Am Morgen nach dem Besuch der Laudes der Klostergemeinschaft und dem anschliessenden Gottesdienst, liess der Regen etwas nach. Hoffnung stieg in mir hoch...Dennoch musste ich mich wieder auf einen feuchtnassen Wandertag einstellen. Sr. Rut-Maria hielt mich auf dem Laufenden über Pegelstand des Sees oder irgendwelche Streckenunterbrüche. Vermutlich wäre der Seeweg nicht begehbar, da er unmittelbar am See entlang führe. Es wäre daher wohl besser den Jakobsweg bis Giswil entlang der Kantonsstrasse auf dem Trottoir gehen, was dann auch so war. Im Verlauf des Morgens liess dann der Regen nach und der Himmel hellte sich etwas auf. In Giswil holte ich dann nochmals weitere Informationen über die Bergstrecke zum Brünig ein. Auf dem Reisebüro der Bahn konnte man mir jedoch nichts Nennenswertes über Unterbrüche oder Erdrutsche sagen. Die Entscheidung lag also wieder ganz bei mir. Und so entschied ich mich den Jakobsweg auf der vorgegebenen Route zu begehen. Der Regen hielt sich mehr und mehr zurück und ab Lungern wagte ich es meinen Poncho im Rucksack zu verstauen. Auf dem Weg zum Brünig war ich wie fast immer, allein. Überall quollen kleine Bächlein aus der Erde und strömten über Wiesen und Felder. Wenig unterhalb des Brünigs hatte sich sogar ein mittelgrosser See in einer Senke gebildet. Kurz nach Mittag erreichte ich die Passhöhe, wo ich mir dann eine kleine Pause bei einer heissen Tasse Schokolade gönnte. Der Abstieg nach Brienzwiler und weiter nach Brienz war sehr romantisch und geheimnisvoll. Leichter Nebel durchstreifte den Bergwald und schien dem Weg einen mystischen Zauber zu verleihen. Hinter manch einem Baum sah ich schon tanzende Elfen in luftigen Kleidchen oder kleine Berggeister, die mir frech hinterherspionierten. Schon bald lichtete sich aber der Bergwald und ich konnte in der Ferne den Brienzersee erkennen. Am Himmel tauchten erste blaue Flecken auf und die warmen Sonnenstrahlen streichelten die nassen Berghänge. Jetzt wird es wohl doch besser, dachte ich mir. Mein Herz jubelte auch schon und die Beine schienen wie von selbst meinem Ziel entgegen zu gehen. Um 16h traf ich dann wie abgemacht bei Denise in Brienz ein.

Samstag, 18. August 2007

Ingenbohl-Sarnen


...auch diese Etappe stand ganz im Zeichen des Wassers...Um 9.40h legte ich mit dem Schiff in Brunnen los in Richtung Beckenried. Von der Begehung der Wegstrecke Treib-Emmetten-Beckenried wurde uns von allen Seiten abgeraten. Zu gefährlich wären die Felspassagen und vorallem bei diesem Wetter zu glitschig. So entschied ich mich dann das Kursschiff nach Beckenried zu nehmen. Um 9.30h startete ich dann meine dritte Etappe in Richtung Sarnen. Der Regen gehörte schon fast zum alltäglichen Outfit wie meine Wanderschuhe. Aber zum Glück konnte mir dieses feuchte Wetter nichts anhaben. Mein Regenponcho und die Wanderschuhe mochten den Unmengen von Wasser standhalten. Überall schossen braune Wildbäche mit Steingetöse in den Vierwaldstättersee. Ein Schauspiel, dass mich schon etwas mulmig stimmte. Meine Sorge galt vorallem der Etappe über den Brünig. Kann ich diesen überhaupt überqueren oder muss ich in Sarnen einen unfreiwilligen Stopp einlegen? Um 15.30h traf ich im Kloster St. Andreas in Sarnen ein. Aus den Wolken regnete es immer noch wie aus Kübeln.
Im Pilgerzimmer des Klosters erwarteten mich dann Mutter Pia Habermacher und Sr. Ruth-Maria. Mit Kaffee und Kuchen hiessen sie mich herzlich willkommen. Sie nahmen regen Anteil an meiner Pilgerreise und äusserten Bedenken wegen des vielen Regens. Bereits vor zwei Jahren wurde das Kloster bei heftigen Regenfällen überflutet und ein grosser Teil der Gebäude und des Klosterschatzes in Mitleidenschaft gezogen. Aus Furcht vor einer Wiederholung der Ereignisse waren die Schwestern auf der Hut und informierten sich fortlaufend über den Pegelstand des Sarnersees. Mutter Pia Habermacher dokumentierte mir die Ereignisse vor zwei Jahren, die das Kloster vor grosse finanzielle Herausforderungen stellte. Mit vielen Informationen und auch etwas Sorge ging ich an diesem Abend ins Bett.

Einsiedeln-Ingenbohl


Der zweite Tag von Einsiedeln nach Ingenbohl hatte anfänglich recht trocken begonnen. Doch die Anzeichen, besser gesagt die meteorologischen Aussichten sahen nicht gerade verheissungsvoll aus. Es sollte die nächsten Tag ziemlich trüb und feucht werden. So hoffte ich doch, dass ich da mit meinen Schlechtwettervorkehrungen gut vorbereitet war und wartete gespannt meine erste Dichtungsprüfung ab...Bereits in Alpthal galt es dann ernst. Gerade rechtzeitig zum Aufstieg zur Haggenegg, begann es richtig zu regnen. So schnell als möglich versuchten Ina, Ursina und ich uns regensicher zu machen. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste war, dass ich dieses Outfit für die nächsten drei Tage mehr oder weniger aufrechterhalten sollte....
Von Alpthal bis auf die Haggenegg wanderten Ursina und ich dann allein. Ina wollte den Anstieg etwas langsamer angehen und so verabredeten wir uns dann für einen warmen Drink im Rest. Haggenegg. Hier trafen wir dann das erste Mal auf Pablo aus Zürich, der ebenfalls den ganzen Weg nach Santiago am Stück gehen wollte. Er bekam von mir dann später den Übernamen (Müllsackpilger)...weil....Er war so spärlich mit Gepäck ausgerüstet, dass er seinen Rucksack mit einem Mülleimersack gegen den Regen schützen konnte. Den Abstieg nach Schwyz unternahmen wir dann mehr oder weniger zu viert, bevor sich dann in Schwyz unsere Wege (der Übernachtung wegen) wieder trennten. Ursina und ich setzten unsere Reise noch nach Ingenbohl fort, wo wir bei Sr. Bernadette im Kloster eine angenehme Übernachtungsmöglichkeit vorfanden.

Lachen-Einsiedeln



Der 6. August 2007 stand ganz im Zeichen des Abschiednehmens. Endlich war der Zeitpunkt gekommen um aufzubrechen. Wie lange hatte ich auf diesen Moment gewartet! Und doch viel es mir unerwartet schwer. In meinem Kopf drehten sich hunderte Gedanken gleichzeitig. Was erwartet mich auf dem langen Weg? Halte ich auch durch? Macht mein Körper auch mit? All diese Fragen wurde plötzlich wieder gegenwärtig und schossen mir wild durcheinander im Kopf umher. Dennoch freute ich mich endlich lospilgern zu können. Die Neugierde und die Abenteuerlust überwogen dann doch und so begab ich mich gegen 9.30h auf meine erste Etappe über St. Johann - St. Meinrad nach Einsiedeln.
Petrus war mir heute noch wohlgesonnen und schenkte mir für die nächsten Tage einen letzten Sonnentag. Der Anstieg Richtung St. Meinrad ging flott voran. Und immer wieder hatte ich die Gelegenheit einen kurzen Blick zurück nach Lachen zu werfen bis ich dann wenig unterhalb von St. Meinrad die zwei Zwiebeltürme endgültig aus der Sicht verlor. Nun hiess es vorwärts schauen...Santiago entgegen!...
Kurz vor Einsiedeln traf ich dann auch schon auf die erste Pilgerin. Ina (42), aus Überlingen war auf dem Weg nach Schwyz und wollte vorerst in Einsiedeln eine Nacht im Kloster verbringen. Zusammen suchten wir dann die Klosterpforte auf und meldeten uns für die Pilgerunterkunft. Bald darauf bezogen wir auch schon ein 6-Bett-Zimmer mit Blick auf die Festtribühne des Welttheaters. Wenig später traf dann noch die 20-jährige Ursina aus Schöftland ein und teilte unsere einfache Pilgerunterkunft. Gleich erzählten sie mir von ihren ersten Tagen als Pilger, ihren Sorgen mit dem Gepäck und was sie so alles zurücklassen mussten. Ich hörte gespannt und sehr interessiert zu und musste schon bald feststellen, dass auch ich weniger Gewicht auf dem Rücken vertragen könnte...Aber was um Himmelswillen kann ich denn noch entbehren? Ich habe mich ja schon auf das ALLERNÖTIGSTE (was das auch immer heisst!!!) beschränkt...Kurzerhand durchwühlte ich meinen vollgestopften Rucksack nach entbehrlichen Kilos oder auch nur Gramms...Fündig würde ich NUR in den Reiseführern durch Frankreich und Spanien (zusammen bestimmt 500g) und einige Karten. Aber immerhin, jedes Gramm wird mir wohl mein Rücken danken... Mit diesen Utensilien ging ich dann zur Post und sandte sie postlagernd nach Genf...wenn das nur klappt!!!
Danach verbrachten wir zu dritt einen gemütlichen Abend im Kloster. Fürs leibliche Wohl gab es Älplermagronen, grünen Salat und zum Dessert Trauben.

Countdown läuft....



Meine grosse Pilgerreise nach Santiago nähert sich in grossen Schritten. Die meisten Vorbereitungen sind getroffen...so hoffe ich und so steht dem grossen Aufbruch wohl nichts mehr im Weg...
Das Abenteuer startet am 6. August 2007 in Lachen am oberen Zürichsee....und was ab dann passiert...könnt Ihr vielleicht regelmässig auf dieser Seite lesen....vorausgesetzt ich bekomme auf meiner Wanderung auch mal einen Computer zu Gesicht...Lasst Euch überraschen...für Spannung wird bestimmt gesorgt...