Samstag, 27. Oktober 2007

Ribadiso-Santiago


21. Oktober 2007. Noch einmal mit Mütze und Handschuhe bewaffnet machte ich mich auf nach Santiago..und es lagen noch immer über 40km vor mir...mein Rucksack fühlte sich heute erstaunlicherweise überaus schwer an und die Füsse wollten auch nicht wie sonst...dennoch schleppte ich mich gut voran und bereits um 16.30h blickte ich vom Monte Gozo auf die Stadt...Doch wo war die Kathedrale? Ich konnte sie einfach nicht sehen...vor mir verdeckte eine Baumgruppe und ein Sendemast die Sicht...Wo doch der Berg als Ort der Freude bezeichnet wird...Freude über den Anblick der Kathedrale!!! Aber bei mir stellte sich überhaupt keine Freude ein...Wieso das denn? Ich verstand mich nicht mehr!!! Vielleicht brauchte ich einfach etwas mehr Zeit...Nach einer kurzen Pause am Fusse des Denkmals zu Ehren des Papstbesuches, setzte ich den Weg fort...vielleicht sollte ich nun einfach zur Kathedrale... Auf den letzten Kilometern schossen mir in unzähligen Gedanken die letzten Wochen und Monate im Schnelldurchlauf durch den Kopf...aber noch immer konnte ich mich nicht freuen...und dann vor der Kathedrale... Touristengruppen, Pilger, Einheimische, Strassenverkäufer...sogar ein Strassenmusiker lärmte auf seiner E-Gitarre...und das direkt vor dem Eingang zur Kathedrale...ohhhhhh Graus....Es war einfach schräg und bizarr! Das i-Tüpfchen zu meinen Gefühlen...Hilfe!...Ich hatte mir das sooooo anders vorgestellt....Als ich dann noch bei den Franziskanern vor verschlossenen Türen stand (Herberge besteht nicht mehr!), beim Priesterseminar ebenfalls (schloss die Herberge am 1. Oktober)...war meine Stimmung erst recht am Boden! Die einzige Herberge, wo ich jetzt noch ein Bett finden würde lag 4km vor den Toren Santiagos, auf dem Monte Gozo! (wo ich eigentlich nicht hin wollte!!!)...Herberge mit 700 Betten!!!! Das hiess nun...entweder steige ich in den Autobus oder ich gehe zu Fuss...und da ich ja bereits zu Fuss in der Stadt eingetroffen war...entschied ich mich für den Bus....um 21h betrat ich die riesiege Anlage am Monte Gozo und....und bekam ein "Einzelzimmer"....Mit grosser Freude nahm ich dies an und jetzt hellte sich meine Stimmung auch etwas auf!!!! Vielleicht sieht die Welt in Santiago morgen ja etwas besser aus?!! ...oder ich bin empfänglicher dafür....

Portomarin-Ribadiso

20. Oktober 2007. Pünktlich um 6.45h ging heute morgen das Licht an...Automatisch!!! Nach meinem einfachen Frühstück brach ich kurz vor 8h auf, mit dem Ziel 53km später in Ribadiso einzutreffen. Der Nebel und die tiefen Temperaturen zwangen mich wieder einmal Mütze und Handschuhe anzuziehen. Doch bereits nach einer 1h löste sich der Nebel auf und die Sonnenstrahlen wärmten mich langsam wieder auf. Auf Palas de Rei, Casanova und Melide folgten viele kleine Dörfer bis ich dann kurz vor 20h in der ursprünglichen Pilgerherberge am kleinen Fluss eintraf. In der Schenke gleich neben der Unterkunft genoss ich nach einer warmen Dusche...(paktisch unter freiem Himmel..brrrrrrr) ein gemütliches Pilger-Nachtessen...Linsensuppe, Lamm mit Pomm-frites (die gängige Beilage in Spanien....grrrrrrr) und ein Stück leckeren Jakobskuchen....mmhhhhmmm...Um 22h beendete ich dann den langen Pilgertag und schlüpfte mit Vergnügen in meinen kuscheligen Schlafsack!!!

Samos-Portomarin

19. Oktober 2007. Samos-Portomarin...über 43km...Da ich am Sonntag in Santiago eintreffen wollte, musste ich die letzten Etappen etwas vergrössert planen...So entschied ich mich, heute eine etwas grössere Strecke zu gehen. Bei Nebel und sehr kühlen Temperaturen führte mich der Weg nach Sarria. Bis nach Portomarin waren es danach aber noch über 26 km. Doch es war überaus angenehm wenn in regelmässigen Abständen von 500m ein Kilometerstein am Wegrand auftauchte...und ich so in langsamen Schritten die Kilometer nach Santiago schwinden sah. Bei den Kilometersteinen 100 und 99 hielt ich einen kurzen Moment inne und erfreute mich am Anblick der niedrigen Zahl. Bis Portomarin schwand die Kilometerzahl noch etwas weiter und ich war froh mit jedem Schritt Santiago näher zu kommen. In der gutbesetzten Gemeindeherberge von Portomarin fand ich ein bequemes Bett mitten unter 50 anderen Mitpilgern. Das Dorf lag an einem künstlich angelegten Stausee, der aber zuzeit sehr leer war. Durch den niedrigen Wasserstand konnte man die alte Steinbrücke und etliche Mauerreste des ursprünglichen Dorfes erkennen. Die Dorfkirche hatte man vor den Fluten Stein um Stein abgetragen und am jetzigen Standort wieder aufgebaut...Einzig das künstliche Glockengeläut befremdete schon etwas...Es tönte aus Lautsprechern vom Kirchturm....oh je!

La Faba-Samos





18. Oktober 2007. Bei wunderschönem Morgenlicht brach ich heute morgen in Richtung O Cebreiro auf. Der Anstieg auf 1300m verlief kontinuierlich und sehr gemächlich. Unterhalb von O Cebreiro passierte ich den Grenzstein zu Galizien und kurz darauf stand ich bereits mitten in einem galizischen Bergdorf...Es war als trat ich in ein anderes Zeitalter...niederige Steinhäuser mit Strohdächern, Pflasterstrassen und gackernde Hühner darauf. Hätte ich nicht die kleinen Souvenirshops bemerkt...ich hätte geglaubt gleich Asterix um die Häuser schleichen zu sehen...Die Sicht nach Galizien war hervorragend...ein riesiges Nebelmeer bedeckte die verzweigten Täler in Richtung Atlantik...und da hinunter musste ich!!! Oh je...Doch so schlimm wie ich geahnt hatte wurde es nicht. Der Nebel löste sich nach und nach auf und ich durfte im Sonnenschein über Triacastela nach Samos pilgern...Im dortigen Benediktinerkloster übernachtete ich dann in einer einfachen aber gemütlichen Unterkunft.

Villafranca del Bierzo-La Faba

17. Oktober 2007. Wiederum wurde mir heute ein sonniger und warmer Tag geschenkt. Bevor ich jedoch auf die heutige Pilgeretappe startete, besuchte ich bei den Benediktinerinnen vom Konvent "La Annunciada" die Morgenmesse. So kam ich erst gegen 9.30h auf den Camino zurück...und hier verpasste ich den Einstieg in die Bergvariante nach Trabadelo. So durfte ich einen Talweg gehen, der meist entlang einer asphaltierten Strasse führte. Es war nicht allzu schlimm, da die Strasse durch die neugebaute Autobahn entlastet wurde und somit sehr wenig Verkehr führte. Eine ältere Bäuerin, die in einem kleinen Dorf gerade ihre Kuh auf die Weide führte, erklärte mir dann etwas später, dass ich mich auf dem ursprünglichen Pilgerweg befinde. Die Wegvariante über den Berg (eine Neukreation) sei vielleicht landschaftlich schöner, aber hätte keine Pilgertradition. Somit war ich vollkommen versöhnt mit meinem morgendlichen Pilgerfehler...und in Trabadelo trafen die zwei Wege ja wieder zusammmen. Danach mussten auch die Bergvariantenpilger wieder auf den Talweg zurückkehren. Doch so unangenehm war der Asphaltweg überhaupt nicht...sehr wenig Verkehr...schöne Landschaft...kleine Dörfer...und viel unberührte Natur. Kontinuierlich stieg der Weg nun bergan über Ruitelan, Herrerias bis nach La Faba. Zeitweise hatte ich auf dieser Strecke das Gefühl alleine unterwegs zu sein...und das genoss ich sehr. Dennoch traf ich bereits um 16h im kleinen Bergdorf La Faba ein, wo ich in der deutschen Herberge "Ultreia" eine wunderschöne Unterkunft vorfand. Gleich daneben befand sich die Dorfkapelle "St. Andreas", über deren Geschichte leider nichts mehr bekannt ist. Denn zur Zeit der napoléonischen Herrschaft wurden alle Dokumente vernichtet. Doch der Ort in den Bergen unterhalb von O Cebreiro hatte seinen urtümlichen Reiz bewahrt und scheint eine kleine Oase für Pilger zu sein...

Ponferrada-Villafranca del Bierzo


16. Oktober 2007. Obwohl mein linker, oberer Rachen noch immer mit einem kleinen Gazeplätzchen "ausgestopft" war, hatte ich hervorragend geschlafen in der Herberge Niklaus von Flüh. Zu meinem grossen Erstaunen musste ich feststellen, dass ich dieses "Stopfmaterial" im Schlaf nicht heruntergeschlückt hatte!!! Da ich mich also so hervorragend und befreit fühlte startete ich meinen heutigen bereits kurz vor 8h. Aber erst einmal wollte ich in aller Gemütlichkeit ein Café aufsuchen um dort einige Postkarten zu schreiben. In der Altstadt wurde ich dann auch fündig und verbrachte bis um 10h dort die Zeit bei Kaffee, heisser Schokolade, Croissants...und eben Postkarten schreiben. Danach besuchte ich eine wunderschöne Wanderausstellung zum Camino Santiago. Kunstwerke aus der Romanik bis ins 19. Jht. waren zu sehen. Unzählige Heiligendarstellungen, Tafelbilder, Altäre, Madonnen, etc. aus verschiedenen Kirchen und Kathedralen auf dem Camino durch Spanien, wurden hier ausgestellt. Es war eine hervorragende Ausstellung mit einzigartigen Gegenständen. Bis kurz nach 12h verbrachte ich in den Ausstellungsräumen und war faszieniert von der mittelalterlichen Kunst. Doch ich hatte heute ja noch eine Wegetappe vor mir. Villafranca del Bierzo (24km) wollte ich unbedingt heute noch erreichen....Noch immer beschwerdefrei und mit "frischer Gaze im Mund" tippelte ich gegen 12.30h gemächlich los durch die Stadt. Aber mein Magen meldete sich auch schon und das zu recht! So kam nicht darum herum im nächstgelegenen Supermercado einige Kleinigkeiten einzukaufen...Da mir der Zahnarzt jedoch empfahl während den ersten Tagen beim Essen etwas Vorsicht walten zu lassen, beschränkte sich mein Einkauf "vorerst" auf vorwiegend flüssige oder weiche Nahrung...(Milchdrinks und Joghurt)...doch am leckeren Bäckereistand konnte ich nicht so ohne weiteres vorübergehen und ergatterte mir kurzerhand zwei süsse Hefegebäcke!...mein "grosses" Loch war ja ausgestopft...was soll da schon passieren, dachte ich mir!!! Wieder zurück auf der Pilgerautobahn suchte ich mir einen schönen Platz und stellte erst einmal meine knurrenden Magen ruhig. Leider war ich noch immer mitten in der Stadt und musste deshalb mit einem kleinen Par/Kinderspielplatz vorlieb nehmen...Um 13.30h ging es dann aber endgültig weiter. Die letzten Vorstadtquartiere liess ich bald hinter mir und durchquerte die ersten kleinen Dörfer am Stadtrand. Bis Cababelos war der Weg weitgehend asphaltiert und nicht besonders beeindruckend. Danach führte der Camino durch "abgeerntete" Rebberge... Leider hingernn nur noch vereinzelt Trauben an den Rebstöcken herunter...wahrscheinlich für die vorüberziehen, hungrigen Pilgermäuler!...Ich war auf jeden Fall schon mit den wenigen Beeren zufrieden! Und die schmeckten besonders süss! Die rot gefärbten Rebblätter und das schöne Herbstlicht verzauberten die Gegend in einen paradiesischen Garten...wenn nur nicht ab und zu ein Auto auf der staubigen Kiesstrasse dahergekommen wäre, das mich in eine riesige Staubwolke hüllte. Denn die Erde war sehr trocken und staubig in dieser Region..(So muss sich wohl eine Ameise fühlen, wenn sie in einen Staubsaugerbeutel gesogen wird!!!) Mit meinen wenigen Spanischkenntnissen, die ich mir in den letzten Wochen und Tagen angeeignet hatte, versuchte ich doch hin und wieder mal mit der einheimischen Bevölkerung ins Gespräch zu kommen. Mal ging es besser, mal etwas schlechter...aber meistens lernte ich ein kleines Stück dazu. So auch in dem kleinen Bauerndorf am Weg, wo ich mit einer älteren Frau ins Gespräch kam, die gerade Kastanien aussortierte. Bevor ich dann wieder weiterziehen wollte, füllte sie mir meine Hosentaschen mit frischen, schönen Kastanien. Sie meinte ich könne die auch roh essen, was ich bis anhin noch nie getan hatte...und wirklich, sie schmeckten auch ungeröstet hervorragend...zwar etwas knackiger aber nicht schlecht! Nochmals führte die Pilgerroute über eine Staubpiste durch zahlreiche Rebberge bis ich dann kurz vor 18.30h in Villafranca eintraf. Meine Pilgerunterkunft lag direkt am Weg, kurz nach dem Dorfeingang. Eine einfache Herberge ohne viel "Schniggschnagg"...Nach einer erholsamen Dusche, hatte ich noch genügend Zeit die zahlreichen Kirchen und Klöster im Dorf zu besichtigen...Ich war erstaunt über die Anzahl, obwohl das Dorf wahrscheinlich kaum mehr als 5000 Einwohner hatte. Eingebettet in die sanften Hügel der umliegenden Rebberge lag Villafranca in einer kleinen Mulde...wunderschön, fast schon zum Verlieben!

Montag, 15. Oktober 2007

Rabanal del Camino-Ponferrada


15. Okt. 2007. Wieder kündigte sich heute morgen ein herrlicher Tag an...Alle Pilger stürmten wieder immer bei Dunkelheit aus der Herberge...was ich noch immer nicht verstehe!!!...Man(n)/Frau sieht ja überhaupt nichts!!! Während sich so unsere Bettnachbarn ab 7h ihre "sieben Sachen" zusammensuchten...lagen Pepe und ich noch in unseren Schlafsäcken und genossen es dem Treiben aus der horizontalen Lage zuzusehen...Gegen 8h als sich das Gedränge zwischen den Betten und Gängen etwas beruhigt hatte, wälzten wir uns dann ebenfalls aus unseren warmen Schlafsäcken...Jetzt hatten wir wenigsten überall freie Fahrt...an den Lavabos, WCs und um unsere Betten herum...Im Unterschied zu den übrigen Pilgern hatten wir innerhalb weniger Minuten alles verpackt und wären startklar gewesen...Doch vorher wollten wir uns noch einen Kaffee oder eine heisse Schokolade zu Gemüte führen...Das musste einfach sein! Gegen 9h verliessen wir dann die Herberge und stapften dem Cruz de ferro entgegen. Um 11h erreichten wir diesen überaus wichtigen Ort...Hier durfte ich nun meinen kleinen Stein, den ich jetzt über 2200km mitgeschleppt hatte liegenlassen...doch ich hatte schon fast ein schlechtes Gewissen, als ich die Tafel am grossen Steinhaufen las...je grösser der Stein umso mehr Sünden entsprechen ihm...oh je...war mein Stein doch etwas zuuuu klein? Pepes Stein war noch kleiner...Ich sagte mir einfach: "Mein Stein ist eben "hochkonzentriert"... Weiter führte uns der Weg dann über heideartiges Gelände in die Ebene von Ponferrada. In der Ferne konnte ich bereits meinen letzten Übergang vor Galizien erkennen...Bald bin ich also schon im Land von Santiago...Aber vorerst musste diese Ebene durchquert werden...und vorallem Ponferrada (die mittelgrosse Provinzhauptstadt) erreicht werden. Auf dem Abstieg hielten wir in Acedo für ein ausgezeichnetes und liebevoll gemachtes 1,50-Euro-Riesensandwich an...und somit beginnt hier die nächste Geschichte!!!
Bei herrlichem Sonnenschein genossen wir unsere frischen Sandwiches...Nach nur wenigen Bissen...hätte ich es in einen Ecken werfen können...Warum??? Irgendwie musste ich auf meinen linken Weisheitszahn gebissen haben, sodass er wieder stark schmerzte...Mir verging beinahe der Appetit! Bis nach Ponferrada hatte ich beinahe andauernde Schmerzen...Hätte Pepe keine Schmerztropfen (wegen seines kürzlich abgegangenen Nierensteins) dabeigehabt, ich wusste nicht wie ich in Ponferrada eingetroffen wäre...Die Landschaft nahm ich nur noch beiläufig wahr...Pepe schlug mir vor, in Ponferrada seinen Schulkollegen aufzusuchen...ein Zahnarzt!!! Ein kurzes Telefon... und bereits 3h später um 20.15h war ich meinen Weisheitszahn für Euro 20.-los...Nun werde ich ab morgen wohl mit etwas weniger Weisheit durch das Leben gehen und so hoffentlich ohne weitere ("Loch")-Schmerzen Santiago entgegenpilgern können...

Ospital de Orbigo-Rabanal del Camino


14. Oktober 2007. Die hervorragende Unterkunft in der Herberge des Christopherus-Jugendwerkes (Caritas) habe ich sehr genossen. Die kleinen Zimmer mit nur gerade 6 Betten waren nach den grossen Schlafsäalen gerade ein Vergnügen. So habe ich dann auch sehr gut geschlafen und mich erholen können. Pepe und ich nahmen es an diesem Morgen sehr gemütlich und hatten es nicht eilig mit dem Aufbruch...Die meisten Pilger stürmten bereits um 7-7.30h aus der Herberge in die Dunkelheit. Wir waren jedoch der Meinung lieber bei Tag aufzubrechen und genossen daher in der kleinen Herbergsküche noch gemütlich eine Tasse Tee...Kurz nach 8h war es für uns dann auch genügend hell um auf den Camino zurückzukehren. Es war eine angenehme Strecke bis nach Astorga...dem mittelgrossen Provinzstädtchen mit der verhältnismässig zu grossen Kathedrale und dem Bischofspalast von Gaudi. Kurz vor Astorga hatten wir einen grandiosen Blick von einem Hügel auf die Ebene mit dem Städtchen...Ringsherum Berge...oder hügelartige Erhebungen. Nach der relativ flachen Messeta waren diese Hügel eine wunderschöne Abwechslung. Ich genoss es sehr wieder in eine etwas grünere und tektonisch abwechslungsreichere Landschaft einzutauchen. Kurz nach 12h trafen wir in Astorga ein und beabsichtigten gleich die Mittagsmesse zu besuchen...Zwar war diese schon seit wenigen Minuten im Gang. Das hinderte uns (zwei dahergelaufenen Pilger) nicht daran, uns ebenfalls in die fast vollen Bänke zu setzen...Nach der Messe hatte wir so einen Hunger, dass wir uns gleich auf die Suche nach einem Restaurant begaben...Aber nicht nach irgendeinem Restaurant, sondern nach einem, dass die regionale Spezialität "Corico Maragato" anbot...eine üppige "Schlachtplatte" mit allem drum und dran...Speck, Chorizo-Wurst, Schweins"ohren", Fettklössen und sonstigen undefinierbaren Körperteilen eines Schweins...aber das war noch nicht alles...Nach dieser reichlich gefüllten Platte gab es einen Teller mit Kichererbsen und Grünkohl...anschliessend eine Suppe aus dem Fleischsud (so wie das schmeckte!) mit Spaghetti darin...und zum Schluss einen Creme-Dessert mit einem Biscuitkuchen...uffffffffffffff....und dazu genossen wir eine ganze Flasche Rotwein...Alles für sage und schreibe Euro 16.50/P....Wir waren mehr als satt...wenn nicht zu satt...Nun sollten wir mit diesen vollen Bäuchen noch über 20km Wegstrecke hinter uns bringen!!! Lieber hätten wir uns jetzt aber unter einen Baum gelegt und uns wie Max und Moritz von unseren Esseskapaden erholt...Doch der Camino kannte kein Erbarmen. Wir mussten weiter! Unser Tagesziel hiess ja nicht Astorga sondern Rabanal del Camino. So quälten wir uns buchstäblich auf den Pilgerweg zurück. Uns beiden viel das Marschieren nicht nur schwer...es war im wahrsten Sinne des Wortes eine Qual! Unsere Bäuche waren zum Bersten gespannt und vertrugen kaum die Gürtelschnallen unserer Rucksäcke...Immer wieder musste ich den Bauchgürtel öffnen und mit voller Last auf den Schultern vorwärtsgehen. Die ersten 8-9km kämpften wir uns tapfer über den schönen Weg, den wir jedoch fast nicht wahrnahmen...Unsere Bäuche zogen alle Aufmerksamkeit auf sich...Nie, nie mehr werden wir so viel essen!!! Nach und nach ging es uns besser. Und als wir in Rabanal eintrafen war schon fast alles vergessen...Doch wir waren einstimmig der Meinung an diesem Abend keinen Bissen mehr zu uns zu nehmen! Als wir dann kurz vor 20h in der Herberge "Gaucelmo" eintrafen...teilte man uns mit, dass diese voll sei!....Auch das noch!!! Doch wir fanden in der Herberge "Sra. del Pilar" ein würdigen Ersatz. Wir waren schon etwas erstaunt über die vielen Pilger auf der Strecke! Noch nie kam es vor, dass wir von einer vollen Herberge abziehen mussten. Dennoch genossen wir wenige Minuten später eine weiches Bett, eine warme Dusche und das in relativ angenehmer Umgebung...Leider wieder einmal ein Schlafsaal mit wahrscheinlich gegen 60 Betten...Aber das spielte heute ausnahmsweise eine Nebenrolle!!! Hauptsache eine Plätzchen zum Liegen...

Samstag, 13. Oktober 2007

Leon-Ospital de Orbigo

13. Oktober 2007. Heute morgen kam ich als einer der Letzten aus der Herberge...Aber nicht weil ich verschlafen hätte...Nein, ich musste mich überhaupt nicht beeilen...Ich wollte um 8.30h die Laudes mit anschliessender Eucharistiefeier besuchen und dann nochmals die Kathedrale besichtigen. Nach Plan (meiner Vorstellung) hätte ich so gegen 10h auf den Camino gehen sollen...Sollen!!! Aber es kam anders...wie schon so manche Male auf meiner Reise!!! Pepe, ein gebürtiger Spanier jetzt aber Luzerner, begleitete mich in die Laudes und von da an über den ganzen Tag...Bei einem ersten gemütlichen Kaffee am Marktplatz wussten wir einander schon einiges zu erzählen. Draussen wurden gerade die Marktstände mit frischem Gemüse aufgestellt und es duftete von frischem Brot...irgendwo aus einer Panaderia. Irgendwie mussten wir uns ja die Zeit bis um 8.30h vertreiben...denn wir waren leider etwas zu früh...Mit 5 anderen Personen und etwa 20 Schwestern feierten wir dann die Laudes und einen besinnlichen Gottesdienst. Pepe und ich genossen es...Wir hatten ja viel Zeit! Anschliessend flanierten wir mit unseren Rucksäcken durch die engen Gassen in Richtung Kathedrale...ich wollte ja noch meinen Pilgerstempel für mein Credencial abholen!!! Aber uns wurde der Eingang durch eine Kirchenführung zum Verhängnis...was sich übrigens als ein überaus tolles Verhängnis herausstellte...Gleich bemerkte uns die Führerin als Pilger und da war es dann geschehen...Woher wir sind und wohin wir gehen...Für die spanische Reisegruppe war das natürlich ein praktischer "Anschauungsunterricht"...echte Pilger! Wouw.....Die sehr nette Führerin bat uns ihr und der Gruppe anzuschliessen...was Pepe und ich natürlich mit grosser Freude und Interesse auch machten. Wann kommt man(n) schon zu einer Gratisführung und das erst noch durch eine so sympathische Person. Uns wurden die wunderschönen Kirchenfenster (über 1200m2 Fläche), der Altar und das über 500jährige Chorgestühl ausführlich erklärt. Ein Besuch im angrenzenden Kreuzgang durften wir ebenfalls gratis und franko miterleben...IAber danach kam dann doch noch zum begehrten Pilgerstempel und durfte dann gleich weiter unter der fachkundigen Führung in die San-Isodoro-Kirche. Hier sah ich romanische Freskomalereien, wie ich sie noch nie in meinem Leben gesehen hatte...Ausgesprochen schöne Bilddarstellungen vom heiligen Abendmahl, den 4 Evangelisten, der Verkündigung der Geburt Jesu, Geburt und Kreuzigung Jesu...Das beeindruckenste war jedoch, dass die gesamten Malereien in unrestauriertem Zustand von der Decke strahlten, als wären sie ersten vor wenigen Jahren aufgetragen worden. Die tausendjährige Geschichte beeindruckte mich gewaltig...Es war einfach wunderschön! Kurz nach 12h ging die Führung zu Ende und wir verabschiedeten uns von der charmanten Dame. Es war das tollste Geschenk des heutigen Tages. Nun sollten wir uns aber langsam auf die Socken begeben...dachte ich mir...aber...bereits vor dem Prachtsbau des heutigen Parador-Hotels (5-Sterne)...einer ehemaligen Pilgerherberge kam unsere Pilgeretappe wieder ins Stocken! Halt!! Ein Stempel fûr meinem Pilgerpass!...aber nicht nur...Natürlich mussten wir uns einen der fünf Kreuzgänge zu Auge führen...wo jetzt leider keine Pilger betend und meditierend herumwandeln...sondern "Luxus-Pilger" ihren Luxus in antiken Herbergsmauern geniessen...Nach wenigen Minuten musste ich jedoch die wunderschönen Hallen verlassen, da mir sonst der Geruch von Parfüm und Ledersesseln die Sinne vernebelt hätten...Also blieb Pepe und mir nichts anderes übrig, als dass wir uns auf unseren 30km-Marsch nach Ospital de Orbigo machten...keinen roten Teppisch sondern knallharten Asphalt bekamen wir weitgehend auf der ganzen Strecke zu spüren. Zeitweise rasten die Autos nur wenige Meter an uns vorbei und liessen uns merken, dass wir kleine, wehrlose Pilger waren...Abgekämpft und müde trafen wir kurz vor 19h in der kleinen Herberge mit romantischem Innenhof ein und waren froh über ein bequemes Bett in einem 6-Bett-Zimmer...Das war für uns schon beinahe ein Luxuszimmer nach der letzten Nacht im "MASSEN-LAGER"!!! Wir werden es wohl zu schätzen wissen...

Mansilla de las Mulas-Leon

12. Oktober 2007. Eisige Kälte wehte uns Pilgern heute morgen ins Gesicht...Noch bei Dunkelheit suchten wir wieder nach den gelben Pfeilen, die uns den Weg nach Santiago zeigen sollten. Die Wintermütze tief in über die Ohren gezogen...wärmende Handschuhe an den Händen und mit "kurzen Hosen"...so begab ich mich heute auf die Pilgerpiste...Ich sagte mir, wenn der Kopf und die Finger warm haben, dann hat auch der restliche Körper warm...und so war es dann auch...Trotzdem war ich nicht abgeneigt, als dann gegen 9h die ersten Sonnenstrahlen wärmend auf uns niederschienen. Die heutige Wegstrecke war leider wieder recht eintönig...und nicht sehr pilgerfreundlich! Praktisch die ganzen 28km führten entlang oder auf Asphaltstrassen. Doch ganz soooo schlimm, wie mir vorgängig diverse Leute zu berichten wussten, war es überhaupt nicht...Bereits kurz vor 14h stand ich mitten in der Stadt Leon und schrieb mich als einer der ersten Pilger in die Liste der Herberge ein. Bei den Benediktinerinnen fand ich da eine sehr angenehme Bleibe. Zwar waren wieder gegen 60 Betten oder vielleicht auch mehr in einem Raum...aber ganz alle wurden nicht belegt...Den Nachmittag verbrachte ich weitgehend in der Stadt. Die Kathedrale und die Kirche San Isidorus waren alleine schon die Übernachtung wert. Eigentlich wollte ich ja nicht in der Grossstadt bleiben und eher ausserhalb in einem kleinen Nest übernachten...Aber zwischendurch schadet ja ein wenig Abwechslung auch nicht! Am Abend besuchte ich mit ca. 50 Pilgern (z.T. Gruppenpilgern) die Komplet...Es war vorgängig schon sehr lustig, da wir von einer Ordensschwester in den Ablauf und die Verhaltensregeln eingeführt wurden...Da ich aber bereits vorher als einziger die Vesper besucht hatte...(ohne irgendwelche Erklärungen!) musste ich schon etwas schmunzeln. Um 22.30h war dann endgültig Lichterlöschen angesagt und ich kuschelte mich in meinen herrlich weichen Schlafsack...

Donnerstag, 11. Oktober 2007

Sahagùn-Mansilla de las Mulas


11. Oktober 2007. Gerade rechtzeitig zur Morgenmesse, trat ich heute Morgen in die Kapelle des Benediktinerinnen-Klosters...und anschliessend wurde ich von der Hospitalière der Pilgerunterkunft zum Frühstück eingeladen...Was für ein Segen...mein Frühstück war heute ziemlich mager ausgefallen...Fruchtsaft, Banane und etwas trockenes Brot...Leider hatte ich gestern angenommen die Klosterherberge sein bereits geschlossen...aber das war falsch, und es wäre die letzte offene Nacht gewesen...Mir wurde die wunderschöne Herberge ausführlich gezeigt und fürs nächste Mal schmackhaft gemacht!!! Natürlich musste ich mir diese Adresse gleich einprägen und notieren. Werde bestimmt auf dem nächsten Trip dort einkehren!!! Anschliessend gelangte ich ERST um 9.45h auf den Camino zurück, was SEHHHHR SPÄT war für einen Morgenpilger wie mich. Doch in diesem Moment zählten andere Werte und ich hatte diese Zeit sehr genossen. Der Weg danach war wiederum sehr anstrengend und kräftezehrend...Fast 20km musste ich auf einem alten Römerweg mit vielen Unebenheiten gehen. Und zudem schien ich der Einzige gewesen zu sein, der diesen Weg gewählt hatte. Der offizielle Pilgerweg führte nämlich entlang einer Asphaltstrasse (Nationalstrasse)...und das war mir eindeutig zuwider...Aus diesem Grund entschied ich mich gestern für die Alternative auf dem Römerweg. Ich denke, es war die bessere Wahl trotz den Mühseligkeiten,...Dafür schenkte mir der Weg wieder viele einzigartige Eindrücke von der Landschaft und der weiten Ebene. Die Fernsicht war zudem hervorragend und hatte wohl gegen 100km betragen...fantastisch!...Aber ich war trotzdem froh in Mansilla um 16.30h ein leeres Bett gefunden zu haben...duschen, liegen, ausruhen...NUR... eine wohlige Massage wäre jetzt das Sahnehäubchen des Tages gewesen...smile! Denn meinen Füssen hatten diese wenigen Kilometer (heute mal NUR 36km) doch einiges zugemutet...auch wenn sie schon über 2100km auf der Sohle haben!!!

Carrion de los Condes-Sahagún


10. Oktober 2007. Die Zeichen wären gut gestanden, dass ich die letzte Nacht in vollen Zügen HÄTTE geniessen können...die Voraussetzungen in einem 2er-Zimmer wären dazu wohl gegeben gewesen...Doch leider blieb es mir vergönnt und ich hatte mehr schlecht als recht geschlafen. Lange konnte ich nicht einschlafen. Einer meiner Weisheitszähne wollte mich am Einschlafen hindern und schmerzte unaufhörlich. Ich kam ganz schön in einen Stress und wollte mir gar nicht vorstellen, wie es bei einem spanischen Zahnarzt sein würde!? Anscheinend muss ich dann doch irgendwann eingeschlafen sein und als ich morgens aufwachte, hatte der Schmerz weitgehend nachgelassen...ufffff noch einmal davongekommen...hoffentlich hält er sich bis nach Santiago in diesem Zustand!!! Um 7.30h begab ich mich bei Dunkelheit und sehr kühlen 6 Grad auf den Camino. Vorbei am grossen Kloster führte mich der Weg entlang einer Asphaltstrasse zunächst etwa 4km in die Pampa hinaus. Irgendwo im Nirgendwo...zweigte der Weg dann auf eine endlos lange und gerade Kiesstrasse - die VIA AQUITANA - eine alte Römerstrasse, die quer durch die Messeta führte. Stunden- und kilometerlang pilgerte ich geradeaus entlang von endlosscheinenden Stoppelfeldern...Hin und wieder pflügten ein paar Bauern....oder besser Grossgrundbesitzer ihre Felder. Etliche Störche hatten ihre Freude daran und liessen sich auf der frischaufgebrochenen Erde nieder und sicherten sich wohl ein paar frische Würmer...Die 38km nach Sahagùn waren daher heute sehr kräftezehrend aber dennoch schön. Die Landschaft strahlte in den schönsten Herbstfarben...es war eine Freude...Bereits um 16h traf ich dann in der kleinen Stadt Sahagún ein. In der ehemaligen Kirche fand ich da eine angenehme und erholsame Herberge. Unter dem einstigen Kirchengewölbe, das zwar nur noch in Bruchstücken vorhanden war, konnte ich in einem einfachen Bett meine müden Beine strecken...Es war eine ganz besondere Atmosphäre...aber Hauptsache war, es genügte um neue Kräfte zu tanken...

Fromista-Carrion de los Condes



9. Oktober 2007. Der herrliche Schlaf von letzter Nacht hatte mir sehr gut getan...zum Glück mit Ohrenstöpsel! Bereits um 6.30h regten sich die ersten Geister in unserem Schlafsaal und da blieb mir, (wie schon öfters!)nichts anderes übrig als auch aufzustehen. Schnell hatte ich meine "sieben Sachen" zusammen und war innert kürzester Zeit startklar...Aber vorerst gab es ja noch ein Frühstück...oder nennen wir es besser - Kurzimbiss!!!...zwei staubtrockene kleine Cakes, einen Fruchtsaft und eine heisse Schokolade...Die Cakes waren grässlich...beim Öffnen der Verpackung zerfielen sie wie Mehl...und was ich in den Mund kriegte, klebte mir überall an den Zähnen wie Zement!!! Hilfe...ich möchte wieder einmal in einen knusprigen Buttergipfel beissen!!! So war dann mein Zeit im Speisesaal auf wenige Minuten beschränkt und ich zog es vor, mich so schnell wie möglich aus dem "Staub" zu machen...in der Hoffnung eine Bäckerei liegt auf dem Weg und lockt mich mit ihrem feinen Brotduft...Leider war dann weit und breit keine Bäckerei auszumachen und ich musste wohl oder übel weiter von fein duftendem Brot träumen. Um 8h folgte ich dann den ersten Pilger durch die Nacht. Doch schon bald verzog sich die Dunkelheit und ein herrlicher Sonnenaufgang wärmte mir den Rücken. Der Camino führte auf der ganzen Strecke entlang einer starkbefahrenen Strasse und war dementsprechend ziemlich langweilig...Dennoch kam ich gut voran und traf bereits um 11h im Kloster bei den Clarissen von Carrion de los Condes ein...gerade zur rechten Zeit...Eine Ordensschwester öffnete gleich die Unterkunft und so konnte ich zusammen mit einem älteren Deutschen ein 2-Bett-Zimmer beziehen...Endlich wieder mal in Ruhe liegen und geniessen...ohne Gedränge und wenig Platz...ähhhh...Wenig Platz? Unsere kleine Bleibe war auf etwa 6-7 m2 beschränkt...aber es genügte! Den Nachmittag genoss ich im wunderschönen Innenhof des Klosters. Mit den übrigen Pilgern lag ich an der Sonne und wir liess es mir gut gehen. Gegen Abend besuchte ich noch das Kloster San Zoilo und den schönen Kreuzgang...In diesem fand ich endlich DIE RUHE, welche ich während den letzten Tagen vergebens gesucht hatte. Ich blieb über eine Stunde im Kreuzgang und liess mich von der Ruhe beflügeln...Danach besuchte ich noch die Abendmesse in der Dorfkirche und schloss damit wiederum einen schönen Pilgertag ab.

Montag, 8. Oktober 2007

Castrojeriz-Fromista



8. Oktober 2007. Pünktlich um 7h ging heute morgen das Licht an...und sanfte Klänge von gregorianischer Musik durchströmte unsere enge 12-Betten-Unterkunft...Alle wollten nun (ganz natürlicher Weise) auf die Toilette oder ans Lavabo...doch...vom einen gab es nur 2 und vom anderen nur 1! Stau in der Herberge!....Gemütlich packte ich vorerst einmal meine wenigen Sachen zusammen und zog mich in aller Ruhe an...Danach konnte ich ohne Probleme meine Morgentoilette erledigen...Anschliessend wurde wir in einem Raum im Obergeschoss gebeten, wo ein "Frühstück" angerichtet war...Äpfel lagen auf dem Tisch...süsse Kekse und Butter...und dazu gab es einen "herzschonenden" Milchkaffee...Heute bestrich ich das erste Mal in meinem Leben süsse Biscuit-Kekse mit Butter...soll so üblich sein in Spanien!!! Nach dem Motto: Hauptsache es macht satt und gibt genügend Energie für den heutigen Tag, genoss ich dieses Frühstück. Um 8h ging es dann auf die nächste Tagesetappe. Der Himmel leuchtete in rosa und gelb und es schien nichts Gutes zu verheissen...Gleich nach dem Dorf stieg der Weg auch wieder auf ein höhergelegenes Plateau an. Von da an war der Weg platter als platt. Die Felder links und rechts schienen sich am Horizont zu verlieren...und kein einziger Baum war in der näheren Umgebung zu sehen. Ich fühlte mich plötzlich in einer anderen Welt. Doch es war überaus angenehm hier zu pilgern. Den Weg konnte man über Kilometer in der Ferne sehen und einzelne Pilger in wirkten wie kleine Ameisen...Das Wetter wurde auch besser als erwartet. Gegen Mittag verzogen sich die letzten Wolken und der Himmel wurde zunehmend klarer. Bereits um 15h traf ich in Fromista ein und bezog eine gut ausgestattete Herberge...

Burgos-Castrojeriz

7. Oktober 2007. Wenn ich heute morgen hätte liegen bleiben können...ich hätte glatt noch ein paar Stunden schlafen können. Ab 3h war so ein Krach auf den Gassen vor meiner Herberge, dass es unmöglich war weiterzuschlafen. Bis um 7h habe ich mich mehr oder weniger hin und her gewälzt...wäre wohl besser vorher aufgestanden und losgezottelt...Um 8h mussten dann alle Pilger die Unterkunft verlassen haben...und das erst noch OHNE Frühstück. Da ich dies jedoch schon vorgängig erfahren hatte, konnte ich gestern einige Kleinigkeit einkaufen. Noch in vollkommener Dunkelheit folgte ich den gelben Pfeilen durch die Innenstadt von Burgos. Vorbei an der Kathedrale ging es vorerst durch die enge Altstadt und kleine Parks. In einem solchen "genoss" ich dann auch mein "Open-Air-Frühstück". Eigentlich hätte ich schon noch eine warme Schokolade dazu gehabt...aber "man(n)" kann ja so früh morgens (und das erst noch einem Sonntag!) nicht sehr wählerisch sein. Während den letzten 60 Tagen hatte ich ja genügend Zeit mich in Bescheidenheit zu üben! So gab ich mich eben mit einem Fruchtjogurt, nicht mehr ganz frischem Brot und einem Multivitaminsaft zufrieden. Fürs Erste sollte das wohl genügen! Nach diesem bescheidenen Sonntagsfrühstück begab ich mich dann (nicht mehr ganz so hungrig) auf den Camino. Anfangs führte er mich über viel Asphalt aus der Stadt heraus. Über kleinere Hügel ging der Weg weiter durch viel Acker- und Weideland. Da und dort war gerade ein Bauer am Stoppelfelder umpflügen und verpasste so der Landschaft ein abwechslungsreiches Muster. Das Wetter war zu Beginn des heutigen Tages sehr angenehm. Hochnebel und ein kühler Wind begleiteten mich durch die karge Landschaft. Gegen Mittag, kurz vor Hontanas (wo die meisten Pilger übernachten...ich aber nicht!) brannte die Sonne auf mich nieder. Kaum zu glauben, dass ich mich auf 800-900m ü. Meer befinde...Das kleine Dorf Hontanas liess ich schnell hinter mir und setzte meinen Fussmarsch fort in Richtung Castrojeriz. Von der Hochebene ging es wieder hinab in ein kleines Tal. Links und Rechts erhoben sich die sanften Hügel der Messeta...und zunehmend spürte ich meine Füsse müder werden...Die letzten Tage waren ja schon etwas ohne Power...täglich nur 20-26km!!! Heute musste ja mit den 41km wieder mal richtig was geleistet werden. So war ich froh, als ich um 16h in Castrojeriz noch das letzte Bett in der Herberge der Jakobsgesellschaft erhielt...Die sehr einfach Unterkunft in dem kleinen Dorf hatte einen speziellen Reiz und vorallem der Feigenbaum im Garten...mit den vielen reifen Früchten!!! Mit einer Mitpilgerin verbrachte ich dann einen ruhigen Abend... Kurzer Streifzug durchs Dorf mit anschliessendem Gutenacht-Trunk in der kleinen Schenke gleich neben der Herberge...Um 22h sollten wir dann bereits wieder in unserem Betten liegen...oder zumindest in der Unterkunft sein...wenn wir nicht vor verschlossener Tür schlafen wollten!

Sonntag, 7. Oktober 2007

Atapuerca-Burgos

6. Oktober 2007. Diese Nacht hatte ich herrlich geschlafen...und es war sooooo ruhig...Um 7.30h frühstückte ich zusammen mit Matthias, Marion und Eberhard ausgiebig und ohne Eile...Wir genossen es richtig! Danach pilgerten wir gegen 9h aus dem kleinen Dorf los um Mittags in Burgos einzutreffen. Der Nebel legte sich schleierartig in die wilde Landschaft. Wie gerne hätte ich da einige Fotos geknipst...aber leider war meine Kamera nicht mehr funktionstauglich...heul..heul...sniff..sniff...Der Camino führte uns über einen kleinen Hügel von wo wir einen ersten Blick auf die Stadt in der Ferne werfen konnten. Alles schien soooooo nah...aber noch lagen über 17km vor uns...kaum zu glauben, wäre es nicht schwarz auf weiss in meinem Pilgerführer zulesen gewesen! Dennoch standen Matthias und ich bereits um 13h vor der Kathedrale. Ein imposanter Bau...einfach fantastisch...Aber vorher lotste er mich vor "DIE" Herberge in der Stadt...keine 100m von der Kathedrale entfernt! und....zu unserer beider Erstaunen erhielt ich den allerletzten Platz nach einer Canadierin...Hatte ich wieder ein Glück! Kurzerhand deponierten wir unser Gepäck und machten uns wieder auf in den Stadtrummel. Es kam mir sehr turbulent und hektisch vor...Bin ich schon zu viel gepilgert und nicht mehr an grosse Menschenmassen gewöhnt??? Da Matthias heute seine Heimreise antrat mussten wir uns noch um ein Busbillet kümmern...Innert kürzester Zeit hatten wir alles erledigt und konnten uns genüsslich an einem sonnigen Plätzchen zu einem Cappuchino niederlassen....dolce far niente!!! War das herrlich...wieder einmal mitten an einem Samstagnachmittag in einem Cafe zu sitzen und die Passanten zu beobachten...Nachdem ich mich dann gegen 16h von Matthias verabschiedet hatte, streifte ich noch etwas alleine durch die Gassen von Burgos. Zum Abendessen ging es wieder einmal "auswärts"...Zusammen mit einigen bekannten Pilgern genoss ich einen ruhigen Abend, der bereits vor 22h in meinem Schlafsack endete...zwangsweise...denn nach 22h wären wir nicht mehr in unsere Herberge hereingekommen...und hätten vor der Tür schlafen müssen...

Samstag, 6. Oktober 2007

Tosantos-Atapuerca

5. Oktober 2007. Wiederum wurden wir früh auf die Reise geschickt...und heute taten es besonders widerwillig...Es begann bei unserem Abmarsch gleich zu regnen...Der Himmel war wieder einmal stark verhangen und zeigte sich von der dunklen Seite. Doch ganz so schlimm kam es dann doch nicht. Bereits eine Stunde später liessen die spärlich auf uns niederfallenden Tropfen nach...und wir konnten unsere Regenkleider wieder in den Rucksäcken verstauen. Der Weg war hingegen nicht gerade seeehr spannend. Auf einer langweiligen breiten Kiesstrasse gelangten wir gegen Mittag in San Juan de Ortega an, wo uns eine schöne Kirche erwartete. Zusammen mit Matthias sang ich wieder ein wenig in der Krypta und genoss die Klänge sehr...nachdem wir in Grañon unsere ersten gemeinsamen Singversuche vornahmen...Nach einer kleinen Kaffeepause ging dann der Weg weiter nach Atapuerca, wo wir in einer neuerstellten Unterkunft eine gemütliche Bleibe fanden. In Ages verunglückte dann leider meine Digitalkamera...in hohem Bogen flog sie durch die Luft auf einen Kiesweg und blieb verletzt liegen...Der Zoom liess sich nicht mehr verstellen...nichts ging mehr und meine Stimmung sank "ein wenig"! Trotzdem konnte ich die restliche Strecke nach Atapuerca sehr geniessen und mich an der schönen Landschaft erfreuen. In Atapuerca angelangt verbrachte ich mit Marion und Eberhard aus Braunschweig einen überaus gemütlichen Spaghetti-Abend bei einer (oder waren es doch drei?) Flaschen Rioja...Der REST bleibt geheim!!!

Grañon-Tosantos


4. Oktober 2007. Ein herrlicher Tag kündigte sich bereits früh morgens an. Die Vögel zwitscherten als wäre es Frühling, und die angenehme Morgenluft strömte durch das Dachfenster meiner Herberge um meine Nase herum. Noch durfte ich ein gemütliches Frühstück am grossen Holztisch einnehmen bevor ich mich wieder auf eine neue, unbekannte Pilgeretappe wagte...Kurz nach 8h war es dann wieder soweit. Zusammen mit Matthias aus Goch zog ich los und war fasziniert vom wunderschönen Sonnenlicht des heutigen Morgens. Gleich mussten wir ein paar Fotos mit unseren Kameras festhalten und konnten uns beinahe nicht davon lösen. Der Weg führte uns wieder über zahlreiche abgeerntete Weizenfelder. Die Hügelkuppen durchzogen die Landschaft in sanften Wölbungen...nur die starkbefahrene Nationalstrasse wollte nicht richtig in die Gegend passen und die rasenden LKW's störten die angenehme Ruhe ebenfalls...Leider mussten wir heute weitgehend neben dieser Strasse hergehen bis wir gegen Mittag im kleinen Belorado eintrafen. In der dortigen Kirche führte die Schweizer Jakobsvereinigung eine kleine Herberge für die vorbeiziehenden Pilger. Natürlich musste ich da auch den obligaten Pilgerstempel abholen...und so erfuhr ich von den zwei anwesenden Hospitalieras einiges Interessantes über den Ort und die Herberge. Leider wollte ich noch weitergehen und erst in Tosantos meinen Etappenstopp einlegen...Die restlichen 3km waren dann aber bald auch bezwungen und wir kamen in einer angenehmen Herberge an. Im kleinen Rahmen von NUR 15 Pilgern durfte ich wiederum einen tollen Abend verbringen. Zum Tagesabschluss feierten wir in der besinnlichen Hauskapelle einen kleinen Gottesdienst. Mein mitgebrachter Weihrauch leistete dabei sehr gute Dienste...und ich durfte zusammen mit den 2 Hospitalieros die Andacht leiten...Leider hatten wir danach nicht mehr viel Zeit zum Beisammensitzen...denn um 22h war bereits Lichterlöschen angesagt...sniff..sniff...

Donnerstag, 4. Oktober 2007

Najera-Grañon

3. Oktober 2007. Die Nacht im grossen Schlafsaal war nur halb so schlimm, wie ich mir anfänglich vorgestellt hatte...Es war ausserordentlich ruhig...und fast keine Schnarchgeräusche...oder habe ICH vielleicht als einziger geschnarcht??? So habe ich mich heute morgen recht gut gefühlt und bin dann auch nach meinem reichhaltigen Frühstück gleich um 8h losgelaufen. Da ich nun praktisch meinen ganzen Proviant vom Mittag (Schinken, Käse und Brot) bereits zum Frühstück verzehrt hatte, schien mein Rucksack ziemlich leicht! Als ich dann vor die Unterkunft trat schien das Wetter nicht gerade freundlich gestimmt zu sein. Die Wolken hingen seeeehr tief und es hätte mich nicht gewundert, wenn gleich ein heftiger Regenschauer niederprasselte. Aber...Wer hätte das gedacht, ich kam fast 20km weit...ohne meinen Regenponche überzuziehen. Der Weg nach Azofra schien in dieser düsteren Morgen/Regenstimmung sehr trostlos. Es kam mir vor, als pilgere ich durch eine kahle Mondlandschaft. Rote, sehr klebrige Erde prägte den Weg und haftete wie Klebstoff an meinen Sohlen. Teilweise hatte ich das Gefühl auf "Plateauschuhen" zu gehen...Jetzt weiss ich dafür endlich, wie sich Frauen in solchen Schuhen fühlen müssen!!! Nach Azofra kam dann mehr und mehr Nebel auf und zeitweise sah ich kaum 50m. Die Stille und der mich umwehende Nebel verbreitete eine angenehme Stimmung. Irgendwie fühlte ich mich gut aufgehoben. Die Landschaft um mich herum schien mich zu beschützen. Der Weg führte weiter über wohlgeformte liebliche Hügel. Die vielen Weizenfelder am Wegrand mussten noch nicht lange abegemäht worden sein. Teilweise lag noch das Stroh am Boden...oder es türmten sich riesige Strohballenberge auf den Äckern auf...Es war ein schöne Stimmung. Plötzlich stand ich vor einer neuangelegten Golflandschaft (mitten in der Pampa!!!), die noch nicht lange erstellt sein musste. Ringsherum wurde rege gebaut und die Mehrfamilienhäuser und Villen schossen regelrecht aus dem Boden. Hier, in der Region "Rioja alto" wurde wohl für die besserverdienenden Spanier gebaut. Mir kam es vor, als würde eine neue Stadt aus dem Nichts gezaubert. Ich war froh, dass der Weg weiterging und ich bald wieder auf freiem Feld gehen konnte. Bald darauf fing es an zu regnen und ich durfte doch noch meinen Regenponcho aus den Tiefen meines Rucksackes hervornehmen. In strömendem Regen betrat ich dann Sto. Domingo, wo ich erstmal eine Pause einlegte. Der Besuch in der Kathedrale durfte da auf keinen Fall vergessen gehen. Denn da gab es etwas ganz Besonderes zu sehen....Ein Hahn mit seinen Hühnern in einem speziellen Käfig über den Kirchenbänken! Hat man je schon mal so etws gehört gescheige gesehen?!...Der Besuch im Musuem gleich neben der Kathedrale war ebenfalls sehr lohnenswert. Um 13h begab ich mich dann auf meine letzten Kilometer nach Grañon. Dieser Weg war nicht gerade angenehm. Meistens führte der Weg entlang einer stark befahrenen Hauptstrasse (keine Angst auf einem angrenzenden Weg) Und ich war heilfroh nicht auf der Strasse gehen zu müssen. Die Lastwagen führen da wie die Wilden in kaum 3m-Abständen hintereinander her...und nicht gerade in langsamer Geschwindigkeit...Wenn da einer hätte bremsen müssen...gar nicht auszudenken was da passiert wäre! Bereits um 15h erreichte ich meine Wunschherberge in Grañon. Vielfach wurde mir dieser Ort empfohlen...und es hatte sich wirklich sehr gelohnt. Über den Kirchturm gelangte ich in eine gemütliche und wohnliche Herberge mit überaus lieben Leuten. Nach und nach trafen weitere Pilger ein (die Einen kannte ich schon...andere lernte ich neu kennen). Vor dem Abendessen besuchten wir die Messe in der angrenzenden Kirche. Das Abendessen wurde anschliessend gemeinsam an einem grossen Tisch eingenommen. Nach dem mittelgrossen Abwasch (für 15 Personen) kehrten wir nochmals in die Kirche zurück und feierten gemeinsam bei Kerzenlicht einen besinnlichen Tagesabschluss. Jeder konnte dabei in seiner Sprache einen Teil der Fürbitte beitragen...es war sehr schön! Mit Matthias, den ich gestern auf dem Weg kennengelernt und heute hier wieder getroffen hatte stimmte ich am Ende noch ein paar Taize-Lieder an. Mit diesen Klängen verabschiedeten wir uns persönlich vom heutigen Tag, der jeden von uns wieder ein kleines Stück auf unserem Camino weitergebracht hatte. In kleinem und gemütlichen Rahmen genoss ich diesen Abend sehr. Nach einem gemütlichen Glas Wein wurde dann um 22h endgültig das Licht ausgemacht und jeder schlüpfte in seinen weichen Schlafsack...

Dienstag, 2. Oktober 2007

Logroño-Najera

2. Oktober 2007. War ich froh heute morgen wieder auf den Camino gehen zu dürfen. So eine Nacht in einem vollgefüllten Schlafsaal...(40 Personen) ist nicht gerade meine Wunschunterkunft. Der Himmel zeigte sich jedoch etwas trüb und veränderlich. Dennoch war ich einigermassen fit für die nächste Etappe. Der Camino führte mich zunächst durch die verkehrsreiche Innenstadt und dies entlang von starkbefahrenen Strassen. Alles schien in die Stadt zu fahren...ich war jedoch froh aus diesem Getümmel herauszukommen. Am Stadtrand führte der Weg durch einen neuangelegten Park direkt in das Naherholungsgebiet der einheimischen Bevölkerung. An einem kleinen Stausee erwarte mich (und die übrigen zahlreichen Pilger) bereits ein ehemaliger Pilger (Marcellino). Er hatte sich am Wegrand ein kleines Gartenhäuschen installiert und begrüsste jeden Pilger der vorüberging. Dabei gab es natürlich den obligaten Stempel für mein Pilgerbüchlein und einen kleinen Gratisznüni (Apfel und Biscuits). Auf einem Schild stand, dass er kein Geld annehme...ein wirklich guter Engel am Wegrand...wenn ich denke, dass ich gestern für die Besichtigung einer kleinen Rundkirche und den Pilgerstempel einen Euro hätte bezahlen müssen...Die Leute und Gemeinden am Weg werden erfinderisch und versuchen aus jeder Kleinigkeit Profit zu schlagen...Ich finde das etwas schade! Nun aber wieder zurück auf meinen heutigen Weg...Der Weg führte mich praktisch den ganzen Tag durch weitgedehnte Weinberge. Zu meiner Freude hing der Rioja noch in voller Pracht an den Rebstöcken...Zwischendurch musste ich schon die eine oder andere Traube mal ausprobieren...Gegen Ende des heutigen Wegabschnittes hatte ich deswegen ständig klebrige Hände...Wenn nicht von den Trauben, dann von den vielen reifen Feigen am Wegesrand...Trotzdem war ich dann ziemlich froh als ich bereits gegen 16h in Najera eintraf und mich in der Herberge niederlassen durfte...obwohl...ein kleineres Schlafzimmer hätte ich mir zur Abwechslung schon mal gewünscht...mit über 90 Pilgern in einem Raum??!!! Das ist ja sogar das Doppelte von gestern...oh je...das kann ja heiter werden!!!

Montag, 1. Oktober 2007

Los Arcos-Logroño


1. Oktober 2007. Die Nacht in der österreichischen Unterkunft war recht Erholsam und angenehm. Gemeinsam mit zahlreichen "deutschsprachigen" Pilgern genossen Robert und ich noch das Frühstück bevor wir uns wieder auf unsere Wege begaben. Wir tauschten noch unsere Eckdaten aus und verabschiedeten uns gegen 8h...und jeder ging wieder seinen eigenen Camino...Es ist einfach toll, wie man auf dem Pilgerweg Kontakte knüpfen kann...Jedes Mal ist es ein riesiges Erlebnis! Noch schöner sind jedoch die unerwarteten Wiedersehen...so wie heute Morgen, als mich Charles aus dem Elsass nach 6 Tagen mit Erstaunen wieder erblickte. "Was, du schon hier???" Die heutige Etappe nach Logroño ging durch ziemlich trockenes Gebiet mit viel Rebbergen...und hin- und wieder gab es da ein paar Trauben zwischen die Zähne!!! mmmmhmmmm süss... Als mir dann plötzlich Charles auf dem Weg durch lautes Zurufen zuwinkte, musste ich gleich wieder schmunzeln...Er war es dann auch, der mich auf die zahlreichen Mandelbäume aufmerksam machte...und vorallem auf die vielen vielen Mandeln, die da in den Bäumen hingen...sofort stoppten wir und füllten unsere Hosen und Plastiksäcke...psssssssst....nicht weitersagen!!! Mein Rucksack ist wohl schon wieder ein Kilo schwerer...heul..heul...selber Schuld...und so stand der heutige Tag wohl wieder im Zeichen der "Sammelleidenschaften eines Pilgers". Bereits um 13h erreichte ich Viana...eine kleine enggebaute Stadt auf einem Hügel...Doch ist es noch zu früh um schon in eine Herberge zu gehen?! Kurzerhand entschloss ich mich, doch noch etwas weiter zu gehen um im 10km entfernten Logroño (Hauptort des Rioja) zu übernachten. Kurz vor der Stadt wollte mich aber noch das Wetter zum Narren halten. Plötzlich fing es zu regnen an und wie der Blitz stülpte ich meinen Poncho über...Kaum angezogen war der ganze Spuk wieder vorbei...am Stadteingang...wo seit Jahren eine alte Frau die Pilger begrüsst und sie aufnotiert, verstaute ich meinen Poncho wieder...hätte ihn aber 10 Minuten später wieder auspacken können...Jetzt hatte ich aber genug und zog es vor den kurzen Schauer unter einem Baum auszuharren...und ich hatte richtig getippt...keine 5 Minuten später war es wieder vorbei und ich kam trockenen Fusses in die Pilgerunterkunft mitten in der Stadt...

Puente la Reina-Los Arcos



30. September 2007. Zu viert machten wir uns heute morgen auf die Suche nach einer offenen Kaffeebar...oh je...noch immer schien sich die halbe Stadt auf den Strassen rumzutreiben...sind die denn nicht müde? Doch bei genauerem Hinsehen konnte man den einen oder anderen Unterschied schon erkennen...torkelde Jungs...in hohen Absätzen schlurfende Frauen...Das Fest hatte schon beim Einen oder Anderen seine Spuren hinterlassen. Zwar war unsere Suche nach dem Cafe schon recht bald erfolgreich...nur bei den Sitzplätzen mussten wir uns etwas in Geduld üben...Es herrschte bereits um 7.30h ein Gedränge...so etwas habe ich noch nie erlebt...Aber wie gesagt...die Meisten waren noch überhaupt nicht im Bett!!! Dennoch kamen wir zu unseren Kaffees, Schokoladen und den allerbesten Buttergipfeln, die ich je gegessen hatte. Um 9h starteten wir dann unsere nächste Etappe nach...??? Die drei Schweizer entschieden sich in Villamajor Halt zu machen...Ich jedoch, wollte mich noch nicht festlegen. Denn eigentlich wollte ich lieber noch 12km weitergehen und in Los Arcos in der Österreicherherberge übernachten. Diese hatte nämlich einen hervorragenden Ruf...So verabschiedete ich mich vorsorglich mal von den Dreien und ging meines Weges. Etwa 7km vor Estella radelte ein flinker Biker an mir vorbei...eine kleine unscheinbare Münchener Fahne am Rucksack angesteckt...und da konnte ich eine kurze Bemerkung "a a Bayer!!!" nicht verkneiffen. Prompt bremste der "Bayer" ab und drehte sich mit einem Lächeln um...und ein "Jo" kam sofort aus dem Rohr geschossen zurück. Und von da an ging ein radelnder Bayer neben einem wandernden Schweizer...Wir unterhielten uns blendend, als würden wir uns schon seit je her kennen. Robert (so hiess/heisst der Bzyer) war heute morgen in Pamplona gestartet und möchte in zwei Wochen bis nach Santiago "strampeln". Leider hatte er bereits zu Beginn eine kleine "Zusatzschlaufe" in Pamplona gedreht...die nicht nötig gewesen wäre...Doch er hält sich ganz stramm!!! Ich, langsam Hunger im Bauch und etwas müde Füsse...wollte bei der nächsten Gelegenheit eine kleine Pause einlegen. Robert, entschied spontan sich mir anzuschliessen und sich ebenfalls eine Erholungszeit zu gönnen. So verbrachten wir etwa eine stündige Pause in einem kleinen Dorf vor Estella. Um 14.45h schwang er sich wieder auf sein Bike und ich liess meine Füsse wieder arbeiten...Wir verabredeten uns in Los Arcos, da wir beide vorgängig die gleiche Unterkunft gewählt hatten...Ich bat Robert, mir doch schon ein Bett voranzumelden...was dann auch gut war!!! Was ich zum Zeitpunkt unseres Aufbruchs noch nicht wusste war, dass ich noch gegen 24km zu laufen hatte...oh je!!! Gemütlich marschierte ich auf dem Camino...bis ich um 16.30h feststellen musste, dass noch immer 12,5km vor mir lagen...Von Villamajor ging es zwar nur noch abwärts und eben aus...aber dennoch steigerte ich mein Schritttempo ein wenig...und so traf ich bereits um 18.25h in Los Arcos ein...Zum meinem und anderer Erstaunen wurde mir vorgerechnet, dass ich etwas über 50km marschiert sein musste...halleluja...und ich spürte es gar nicht!!! Das beängstigt schon beinahe...Stopp, Halt...Runterfahren....Morgen wird eine Kurzeetappe eingelegt....

Pamplona-Puente la Reina


29. September 2007. Bereits um 7.30h wurden wir Pilger heute morgen wieder mit allzuhellem Licht geweckt...An allen Ecken und Enden begann es sofort zu rascheln und zu knistern. Diverse Rucksäcke wurden wieder eingepackt und startbereit gemacht. Ich liess mir etwas Zeit bis der erste Sturm im kleinen Bad vorüber war. Dann aber ging es wie immer sehr schnell. Nach so langer Zeit...sind meine "wenigen Habseligkeiten" schnell in meinem 45 Liter-Rucksack verstaut. Um 8h begab ich mich dann mit Margreth auf die ausserordentlich mühsame Suche nach einem kleinen Cafe...Samstag inzwischen 8.30h und kein Cafe hat offen...heul heul...Kurz nach 9h wurden wir dann doch noch fündig und genossen, zwar keinen Kaffee aber eine leckere heisse Schokolade...Da Margreth noch einige ihrer Sachen auf die Post bringen musste, trennten sich gegen 10h unsere Wege. Wir verabschiedeten uns in der Hoffnung einander irgendwo später auf dem Camino wieder zu treffen. So machte ich mich wiederum alleine auf den Weg. Aber schon bald traf ich auf andere Pilger und wie meistens tauschte man beim Vorübergehen einige Worte aus. In der ersten halben Stunde musste ich von italienisch über französisch und englisch...sogar noch spanisch reden...oh je...in einem kleinen Früchte und Gemüseladen versuchten mir zwei ganz liebe Verkäuferinnen (Mutter und Tochter) mir meine ersten Schritte in Catalan beizubringen...gut hat da niemand mitgehört...es war ziemlich lustig aber gelernt habe ich trotzdem etwas...auch wenn es nicht viel war...Beschwingt von meinen neuen Sprachkenntnissen ging ich dann weiter auf meinem Weg in Richtung Puente la Reina. Kurz vor der Abzweigung (kleiner Umweg) nach Eunate traf ich auf drei Schweizer. Brigitte aus Rapperswil (gestartet am 25.7.) und auf ihre Freunde Uschi und Kurt, die in Pamplona dazugestossen waren. Wir tauschten ein paar Worte und verabredeten uns auf später in Puente la Reina. Denn ich wollte die Kirche von Eunate auf keinen Fall auslassen und deswegen einen kleinen Umweg von 3km in Kauf. Es hatte sich wie immer sehr gelohnt...Fast keine Pilger und ein Ort, der mich zum träumen verleitete. Nach ein paar Fotosknipsern...und solche mit Selbstauslöser...ich bin langsam Meister darin...grins...machte ich mich dann auf die restlichen 6km nach Puente la Reina abzuspulen. Brigitte, Uschi und Kurt erwarteten mich bereits in der Unterkunft des Priesterseminars. Nach der obligaten Dusche...und der fast noch wichtigeren "Handwäsche" von Socken und Leibchen...beschlossen wir zusammen in der kleinen Stadt essen zu gehen. Oh je! Die ganze Stadt schien auf den Gassen zu sein...Was war denn da los? Stiertreiben durch die engen Gassen...war das ein Gaudi...vorallen den "mutigen" Spaniern zuzuschauen, wie sie beim Daherrennen der Stiere die hohen Gitterzäune hochsprangen oder hindurchschlüpften...obwohl diese kleinen Jungstiere so verwirrt waren, dass sie wohl niemanden etwas getan hätten...Wir amüsierten uns auf jedenfall herrlich. Das Essen in einer kleinen fast zum Bersten gefüllten Bar war wie immer super und seeeeehr günstig! Gegen 22h mussten wir uns beinahe beeilen in unsere Unterkunft zurück zu kommen um nicht ausgesperrt zu werden...Aber alles ging glatt und wir kamen sicher in unseren kleinen 6er-Zimmern an, wo bereits unsere ausgerollten Schlafsäcke treu auf uns warteten...

Samstag, 29. September 2007

Pamplona-Puente la Reina

29. September 2007. Gut angekommen...mehr später....

Roncesvalles-Pamplona


28. September 2007. Nach einem erholsamen Schlaf im grössten Schlafraum, den ich bis jetzt geniessen durfte...(100 Plätze) wurde ich heute morgen bereits um 6.30h geweckt! Auf auf ihr Pilger...raus aus den Betten und Marsch Marsch auf den Weg!!! So kam es mir heute morgen gerade vor...Im grossen Schlafsaal der Pilgerunterkunft wurde mit dem Anzünden der Vollbeleutung damit das Zeichen gegeben. Somit blieb mir also nichts anderes übrig, als es mit den übrigen ca. 40 Pilgern gleich zu tun. Und so musste ich wohl oder übel bereits kurz nach 7h (noch bei dunkelster Nacht!!!) raus in die Wildnis. Ein himmlischer Begleiter leuchtete mir aber noch etwas den Weg aus...der Beinahe-Vollmond...Nach gut 2km kühler Marschzeit gönnte ich mir dann in Burguete eine heisse Schokolade und einen superfeinen Gipfel...und das war ein Gipfel...nicht nur Luft und etwas Teig darum herum!!! Gestärkt machte ich mich dann kurz nach 8h auf den bereits sonnigen Pilgerweg. Noch knisterte der Raureif unter den Schuhen, aber die ersten Sonnenstrahlen wärmten bereits schön auf der kühlen Haut. Die Gegend war bezaubernd wie immer. Schon nach kurzer Zeit hatte ich einen wunderbaren Blick auf die bewaldeten Hügel in der Ferne. Und dort irgendwo musste mein Tagesziel Pamplona liegen. Zügig kam ich heute voran. Traf wieder neue Pilger und tauschte mich beim Vorübergehen jeweils ein paar Minuten mit ihnen aus. Es war wie immer sehr spannend und unterhaltsam. Ich genoss es. Gegen Mittag traf ich dann über Zubiri in Larrasoana ein. Von hier ging es dann recht zügig in Richtung Pamplona voran. Der Weg war jetzt nicht mehr sehr abwechslungsreich und spannend. Führte weitgehend auf Asphaltstrassen oder entlang von solchen. Kurz vor der Stadt traf ich dann auf eine 70-jährige Australierin. Margreth schien etwas erschöpft zu sein...und ihr Rucksack schien auch nicht gerade als ein Leichtgewicht zu wirken. So nahm ich mich dann spontan der Frau an und begleitete sie für die nächsten Kilometer bis zu unserer Herberge. Zusammen suchten wir dann ein nettes Restaurant, wo wir eine Kleinigkeit essen konnten. Mitten in der Stadt unweit unserer Herberge wurden wir auch fündig und konnten erst noch ein preiswertes Pilgermenü geniessen....Um 22h mussten wir dann bereits zurück sein um nicht vor verschlossenen Herbergstüren übernachten zu müssen...Alles in allem war es ein schöner Pilgertag...trotz meinen über 43km...

Donnerstag, 27. September 2007

Orisson-Roncesvalles







27. September 2007. Die Nacht im Refuge Orisson war absolut gut. Als Hahn im Korb durfte ich mit vier Pilgerinnen (50-60+) das Zimmer teilen. Wir hatten uns von Anfang an sehr gut verstanden...Bereits um 6.30h ging der erste Wecker los...und das war dann auch mehr oder weniger das Startzeichen für alle anderen sich langsam aus den Schlafsäcken zu stehlen. Die Frühstückszeit war ja ebenso beschränkt (von 7.30-8.00h) wie die Duschzeit!!! Trotzdem haben wir alle recht ausgiebig gefrühstückt und es richtig genossen. Wir wussten ja noch nicht, was uns da noch an Weg bevorsteht! Um 8.15h (fast schon meine Standardzeit!) machte ich mich mit Regine aus Weil a/Rhein...(sozusagen eine Nachbarin von mir...) auf den Weg über die Pyrenäen. Der erste Steilanstieg hatten wir gestern ja schon geschafft. Da ging es heute gerade promenadenmässig weiter. Zudem hatte der Dauerregen, der die ganze Nacht über auf unser Dach prasselte nachgelassen. Pünktlich zu unserem Start hörte der Regen auf und hielt bis an unser Tagesziel...Wenn das nicht ein Geschenk des Himmels ist? Dafür hatten wir den ganzen Weg über mit starkem Nebel und kräftigem Wind zu kämpfen. Schon nach wenigen hundert Metern musste ich meine Wintermütze und die Handschuhe aus dem Rucksack klauben...Zum Glück hatte ich sie heute morgen "vorsorglich" in die gut zugänglichen oberen Regionen meines Rucksackes gesteckt...und ich war heilfroh sie angezogen zu haben. Auf dem höchsten Punkt unseres Überganges lag sogar ein weisser Schneeflaum und die Steine am Wegkreuz waren mit feinen Eiskristallen verziert. Bereits um 12h begannen wir den Abstieg in Richtung Roncesvalles, wo wir kurz nach 13h eintrafen. Hier war es schon deutlich wärmer und der Nebel war auch mehrheitlich weggezogen. Ja, es schien sogar zeitweise die Sonne...deren Wärme sogen wir nach dieser Etappe regelrecht in uns hinein. Und nach einer heissen Schokolade in warmer Umgebung ging es gleich nochmals besser. Sofort machten wir uns auf die Suche unserer Herberge und organisierten unsere Betten. Glück gehabt! 5 Min vor Schluss ergatterten wir um 13.25h unsere Eintrittsbillete...ansonsten hätten wir bis um 16h warten müssen...und da wären wir bestimmt nicht die einzigen gewesen, die um einen Bettenplatz anstanden. So konnten wir getrost gleich um 16h in die Unterkunft eintreten und praktisch als erste unsere Betten aussuchen....

St. Jean Pied de Port-Orisson



26. September 2007. Nachdem ich heute morgen meine diverse Kleinigkeiten erledigt hatte, begab ich mich um 13h auf meine Kurzetappe...Den ganzen Morgen hatte es in Strömen geregnet. Leider liess um die Mittagszeit der Regen nur wenig nach, sodass ich mir mein komplettes Regenoutfit überstülpen musste...Regensicher eingepackt von Kopf bis Fuss bin ich dann losmarschiert. Kein einziger Pilger war weit und breit zu sehen...Wer läuft schon erst am Nachmittag los! Entweder sitzen/liegen jetzt die Pilger irgendwo an der Wärme in einer Herberge oder sie sind schon über alle Berge. Doch ich hatte ja meinen eigenen Plan und wollte heute ja nur den grossen Anstieg nach Orisson (500 Höhenmeter auf 6km) meistern. Der Weg hatte mich dann aber doch sehr überrascht. Der Anstieg war überhaupt nicht so schlimm, wie mir alle erzählten. Bereits um 15h traf ich im Refuge Orisson ein und bezog mein vorgängig reserviertes Bett. Das Wetter hatte sich in der Zwischenzeit sehr zum guten gebessert. Kurz nach meinem Abmarsch drehte Petrus seinen Wasserhahn zu und liess mir sogar ein paar Sonnenstrahlen zukommen. Es war wieder einmal herrlich! Die Aussicht, die mir von den Vorhügeln auf St. Jean und die weitere Umgebung geboten wurde, war phänomenal. Ich war wieder einmal sehr dankbar heil und schon beinahe trocken in meiner Unterkunft angekommen zu sein. Der Abend verlief sehr ruhig und bei einem feinen Essen mit etwas Rotwein liessen wir Pilger es uns recht gut gehen.

Mittwoch, 26. September 2007

Condom-St. Jean Pied de Port


19.-25. September 2007. Leider muss ich mich für diese Tage etwas kürzer fassen...Die letzten Tage vor St. Jean waren geprägt von der Ankunft an den Pyrenäen. Zeitweise konnte ich in der Ferne bereits die Konturen der Bergkette erkennen. Ich muss also schon sehr weit vorangekommen sein!!! Die Freude Spanien jeden Tag etwas näher zu kommen wuchs jeden Tag. Die Gegend wurde auch wieder zunehmend hügeliger und grüner. Das Baskenland gefiel mir sehr gut. Hätte mich direkt verlieben können. Irgendwie erinnerte es mich die letzten Tage immer wieder an die Schweiz. Die Bauernhäuser hatten den Stil von Engadiner Häusern und die Landschaft glich an manchen Tagen dem Emmental. Einfach wunderschön. Als ich dann in St. Jean Pied de Port eintraf und durch das Jakobstor ging erwartete mich eine malerische Altstadt. Es wimmelte von Pilgern und bei der Pilgervereinigung standen wir Schlange für die nötigen Informationen. Im Maison de l'Etoile fand ich dann eine gemütliche und warme Unterkunft...

Lectoure-Condom

18. September 2007. Der Tag begann ziemlich trüb und verhangen. Doch es regnete nicht. Die kurze Etappe nach Condom hatte ich bereits um 15h hinter mir und danach genügend Zeit um Postkarten zu schreiben. Eigentlich hätte mir heute zum Feiern sein sollen. In Condom müsste ich eigentlich etwa die Hälfte meines Weges hinter mich gebracht haben. Aber mir war heute nicht zum Feiern zumute. Wusste gar nicht warum...Wohl ein Tief auch in meiner Seele...Darf ja auch mal sein!

Miradoux-Lectoure

17. September 2007. Kurz nachdem ich in Miradoux losgelaufen bin fing es an zu regnen. Doch der liess bereits nach einer Stunde wieder nach und der Himmel hellte auch wieder auf. Bis nach Lectoure, wo ich im Pfarrhaus mit 6 anderen Pilgern eine Unterkunft fand, war es recht sonnig. Da lernte ich dann neben Oliver noch einen zweiten Schweizer (David aus Luzern) kennen. Es war ein gemütlicher Abend in kleiner Runde. Der ältere Pfarrer bewirtete uns mit seiner Hospitalière bestens.

Moissac-Miradoux

16. September 2007. Heute verabschiedete ich mich von Sebastian und Dominique, da ich bis nach Miradoux gehen wollte (40km). Es war ein anstrengender Tag mit viel Asphalt. Zu Beginn führte der Weg jedoch entlang eines Kanals unter dichten Platanen hindurch. Es war sehr angenehm und kühl. Denn die Sonne heizte auch heute wieder sehr ein. Über Auvillar, St. Antoine gelangte ich dann gegen 16h nach Miradoux. Hier am Dorfeingang erwartete mich bereits Thérèse in ihrem kleinen Häuschen, das für viele Pilger bereits zu einer Institution geworden ist. Mutter Thérèse, wie sie von vielen genannt wird, war eine herzensgute Frau und bereite uns 8 Pilgern einen herrlichen Abend. Ich genoss es sehr... in Worte fassen kann ich diesen Ort leider nicht!

Lauzerte-Moissac

15. September 2007. Die heutige Etappe startete bei etwas Nebel. Dennoch begann der Tag sehr schön und mit traumhaften Fotomotiven...Der Weg war wenig spektakulär...Am Nachmittag trafen wir in Moissac im Kloster Marie Mère de l'église ein. Hier lernte ich Olivier aus Bern kennen. Von ihm hatte ich vorgängig schon mehrmals gehört. Auch er will bis nach Santiago gehen. Die Unterkunft war sehr einfach aber sehr gut betreut durch die Hospitalière Chantal. Ich genoss den Abend mit Dominique und Sebastian in einem Restaurant bei einem traditionellen Gericht...Bohneneintopf!!!Halleluja!!!

Lascabanes-Lauzerte

14. September 2007. Der Weg führte uns immer mehr durch karges Landwirtschaftsgebiet. Doch immer wieder erfreuten sich unsere Gemüter wenn wir einen Feigenbaum antrafen. Mit Genuss vertilgten wir die reifen Früchte direkt vom Baum. Als wir dann am Abend in Lauzerte noch Feigen zum Nachtisch offeriert bekamen, konnten wir sie schon fast nicht mehr sehen...Dafür genossen Sebastian und ich den hauseigenen Swimming Pool...Zwar war das Wasser etwas kühl aber das hinderte uns nicht ein Bad zu nehmen. Welcher Pilger hat schon die Gelegenheit am Abend in einem Pool zu liegen?! Der anschliessende Besuch des alten Städtchens auf dem Hügel war eine Augenweide. Auf dem zentralen Dorfplatz vor der Kirche tranken in gemütlicher Runde mit diversen uns bekannten Pilgern einen Kaffee...Es war sehr stimmungsvoll und gemütlich. Wir alle hatten es sehr genossen!

Cahors-Lascabanes

13. September 2007. Zusammen mit Sebastian und Dominique aus der Genferseeregion machte ich mich heute auf den Weg nach Lascabanes. Hier in einer tollen Unterkunft gleich neben der Kirche liessen wir uns nieder und genossen das schöne Wetter in ruhiger Umgebung.

Vaylats-Cahors

12. September 2007. Heute führte mich der Weg durch viele Eichenwälder. Wiederum war es ein heisser Tag aber sehr abwechslungsreich von der Vegetation. Bereits um 14h traf ich in Cahors ein. Suchte gleich meine Unterkunft und logierte mitten in der Stadt. Die Stadt bot einiges. Zudem kam ich mir das erste Mal wieder etwas seltsam vor unter so vielen Leuten. Die Besichtigung der Kathedrale mit ihren zwei Kuppeln wahr imposant. Der zerstörte Kreuzgang stimmte mich jedoch traurig. Während der Revolution wurden alle Sansteinarbeiten an Figuren und Motiven zerstört. Heute sind nur noch Überreste zu sehen....schade! Nach dem Besuch der Kirche gönnte ich mir seit langer Zeit drei Kugeln Mövenpickglace....hmmmm....Wie das gut tat!!!

Cajarc-Vaylats

11. September 2007. Geschlafen habe ich recht gut und angenehm. So machte ich mich heute auch recht früh schon auf den Weg. Leider spürte ich heute etwas die 40km vom Vortag...War vielleicht schon etwas viel! So ging ich heute eben etwas gemütlicher. Zudem hatte ich ja die Unterkunft bei den Schwestern im Kloster von Vaylats schon reserviert. Wozu sich also beeilen...Kurz vor dem Kloster traf ich dann auf vier ältere Französinnen und begleitete sie bis nach Vaylats. Wir unterhielten uns sehr gut und konnten uns einiges vom Pilgerweg erzählen. Im Kloster angelangt freute ich mich riesig über mein Einzelzimmer! Endlich wieder einmal allein in einem Zimmer... Wie ich das schätzte...Habe mich auch sehr gut dabei erholt!

Guirande-Cajarc

10. September 2007. Die 15km bis nach Figeac absolvierten wir heute im Handumdrehen. Hier verabschiedete ich mich von Christine, die wieder nach Hause zu ihrer Tochter fuhr. Was aber sollte ich um 13h schon in Figeac tun? Kurzerhand entschied ich den Weg fortzusetzen und bis nach Cajarc (nochmals 25km) zu gehen. Es war ziemlich heiss am Nachmittag und ich schüttete das Wasser nur so in mich hinein...und lief auf aus allen Löchern wieder raus...ich kam mir vor wie ein Abtropfsieb! Dennoch traf ich bereits um 17.30h in Cajarc ein und war glücklich im Gîte comunal ein Plätzchen zum Schlafen gefunden zu haben...Hier lernte ich wieder einmal ein paar neue Gesichter kennen...Wolfgang (anfang 70) aus Deutschland, diverse Frauen aus Quebec und natürlich viele Franzosen...

Conques-Guirande

9. September 2007. Die Nacht in riesigen Schlafsaal war halbsoschlimm...Das Schnarchen der zwei Französinnen habe ich dank meiner Ohrenstöpsel nur von Weitem gehört. Ansonsten habe ich recht gut geschlafen. Bereits vor 7h regten sich die ersten Geister und kramten ihre Sachen zusammen. Da blieb mir nichts anderes übrig ebenfalls aufzustehen und aufzubrechen. Ein letztes Mal frühstückte ich zusammen mit Bruno, der seinen abenteuerlichen Heimweg per Autostop antreten musste. Zusammen mit Herbert, Peter und Christine verabschiedete ich mich von ihm an der alten Bogenbrücke unterhalb des Dorfes. Wenig später stiegen wir zu viert wieder bergauf und verabschiedeten uns von Conques mit drei Glockenzügen bei der Marienkapelle. Von der Anhöhe konnten wir auf den kleinen Ort hinabsehen und erkannten warum er den Namen ("Muschel") trägt. Wie eine kleine Perle liegt Conques in einem muschelartigen Talgeflecht. Danach führte uns die Reise heute wieder über ein paar kleinere Erhebungen, die uns eine herrliche Weitsicht bescherten. Müde und sehr abgekämpft trafen wir am Abend gegen 18h in Guirande ein. Die Unterkunft liess einiges zu wünschen übrig...aber wir liessen es uns trotzdem nicht die Laune verderben. Wir nannten die Unterkunft kurzerhand "Hühnerstall"...anstelle der angeschriebenen Euro 10 zahlten wir dann auch nur die Hälfte!!! Was wahrscheinlich noch zuviel war...

Golinhac-Conques

8. September 2007. Endlich wieder eine wichtige Station auf meinem Weg. Überaus gespannt war ich Conques zu erreichen. Bruno und ich pilgerten heute gemütlich zusammen. Es war sein letzter Pilgertag. Leider hatte er nur eine zwei Wochen Ferien und konnte nur etwas vom Weg schnuppern. Er hat sich aber fest vorgenommen nächstes Jahr den Weg fortzusetzen oder von zuhause zu gehen. Wir genossen unseren gemeinsamen Pilgertag nochmals es sehr. Das Wetter war auch auf unserer Seite und tat das übrige. Wir beide waren sehr überrascht als wir am Nachmittag in Conques eintrafen. Der Ort versetzte einem um jahrhunderte zurück hätten wir nicht die vielen Touristen gesehen. Die alten pitoresken Häuser und die dominante Klosterkirche verschmolzen regelrecht zu einer Einheit. Der Ort strahlte eine immense Kraft aus. Leider trübte der Kommerz und die vielen Touristen das Bild etwas. Zudem spürte ich im Gottesdienst der Prämonstratenser sehr wenig von diesem Geist und der Spiritualität. Zu sehr war alles auf die Tagesbesucher und Touristen ausgerichtet. Die Unterkunft im ehemaligen Kloster war in Ordnung. Bruno und ich entschieden uns keine Halbpension zu nehmen und kochten unser eigenes "Süppchen". Zudem hatten wir die Gelegenheit im kleinen Klostergarten zu speisen...die restlichen 80 Pilger jedoch in einem grossen unspektakulären Saal. Der Schlafsaal war mit 14 Betten gefüllt...Mein erster Gedanke: Das kann ja heiter werden!....v.a da zwei 70+jährige Französinnen angekündigt hatten zu schnarchen!!! Die eine davon direkt schräg oben an mir. Halleluja!!!

Espalion-Golinhac

7. September 2007. Heute pilgerten wir wieder einzeln und genossen es sehr. Ich war schon kurz nach Espalion auf eine wunderschöne, romanische Kirche gestossen. Im Inneren des Glockenturms auf einer Mitteletage befand sich ein über tausendjähriger Altarraum. Er war nur durch eine knapp 40cm breite Treppe erreichbar. Der Ort strahlte eine mystische Ruhe aus, die ich sehr genoss. Der rote Sandstein verlieh dem Ganzen einen Hauch von edler Würde. Ich verspürte hier eine unglaubliche Kraft und einen Esprit, der mich noch Tage verfolgen sollte.
Kurz nach dieser Kirche stieg das Gelände wieder stark an. Die Hitze machte das Ganze zunehmend anstrengender. Ich hoffte irgendwo einen schattigen Ort zu finden um meine Mittagspause zu machen. Als ich dann wenig später Bruno am Wegrand sitzen sah...gesellte ich mich neben ihn. Nach der Pause pilgerten wir dann bis zu unserer Unterkunft in Golinhac wieder getrennt. Auf dem Camping von Golinhac fanden wir die geeignete Unterkunft und verbrachten dort zusammen mit Herbert, Peter und Christine aus Deutschland einen gemütlichen Abend.

Aubrac-Espalion

6. September 2007. Bei eisiger Kälte und immer noch bissigem Wind brachen wir heute um 9h auf. (als letzte!) Die Strassenarbeiter schauten uns schon etwas komisch an als Bruno und ich mit kurzen Hosen daherkamen. Aber wir fanden es überhaupt nicht so kalt. Und nach wenigen hundert Metern Abstieg von diesem Hochplateau waren wir auch schon froh darüber. In St. Chély d'Aubrac war es schon deutlich wärmer und spätestens hier hätten wir uns von unseren langen Hosenbeinen verabschiedet. Zügig kamen wir voran und trafen unterwegs noch einen Pilger mit seinem Esel. Doch dieser wollte heute nicht so richtig und bockte auf dem steinigen Weg etwas. Über St. Côme d'Olt kamen wir dann um 16h in Espalion an. Eine kleine Stadt mit viel Charme. Das Hauptmagnet wahr natürlich die alte Steinbrücke, die für unzählige Fotos herhalten musste. Unsere Unterkunft im "Halte de St. Jacques" war sehr gut eingerichtet und zudem günstig. So liessen wir es uns dann zur Abwechslung mal in einem italienischen Restaurant gut gehen...wir hatten zwar danach noch immer hunger!!! Zum Glück gab es da auf dem Weg zurück in die Unterkunft noch einige Bäckereien, die geöffnet hatten...

Aumont Aubrac-Aubrac

5. September 2007. Wiederum hatte ich diese Nacht schlecht geschlafen. Und zudem musste ich wie schon so manche Nächte davor mitten in der Nacht aufs Klo...Um 8h ging ich bereits los. Es war ein herrlicher Morgen. Keine Wolken und blauer Himmel. So habe ich es mir doch gewünscht für den Aubrac. Ich war ja sehr gespannt auf diese Einöde und hatte mir schon diverse Vorstellungen gemacht. Doch so schlimm war es überhaupt nicht. Trotzdem kann ich mir sehr gut vorstellen wie es bei schlechtem Wetter hier sein kann. Da war ich doch sehr glücklich über den heutigen Tag. Die schönen Aubracrinder hatten es mir auch angetan. Mit ihren dunklen Augen und riesigen Hörner sahen sie sehr liebevoll aus. Gegen 11h bin ich dann auf Bruno gestossen, der etwas vor mir aufgebrochen war. Von da an pilgerten wir zusammen durch die schöne Hochebene und genossen es gemeinsam. Kurz vor 17.30h trafen wir in Aubrac ein, wo ein bissiger Wind um unsere Köpfe wehte. Die Sicht war hervorragend vorallem aus unserm Turmzimmer im "Tour des anglais". Auf jeder Etage (es waren 4) gab es entweder einen Schlafraum, eine Küche oder die Toiletten. Es war einmalig! Und die meterdicken Steinwände gaben auch genügend Schutz vor dem bissigen Wind draussen. Zudem liessen sie mich etwas von der ehemaligen Hospiz-Anlage träumen. Noch einmal hatten wir heute die Möglichkeit Pilze zu kochen. Auf dem Weg fand ich nochmals einen riesigen Parasol. Die liebenswürdige Cherantin des naheliegenden Hotels gab uns dazu wieder etwas Butter und Zwiebeln...einfach toll!!! Es war wieder ein gelungener Tag und Abend...

Domaine du Sauvage-Aumont Aubrac

4. September 2007. Wie gesagt die Unterkunft in der Domaine war super...aber geschlafen habe ich nur mässig gut. Draussen pfiff die ganze Nacht ein gespenstischer Wind...und als ich den ersten Blick ins Freie wagte, sah ich nicht gerade viel...Nebel Nebel Nebel...und als ich noch die Nase aus der Türe streckte, wäre ich am Liebsten wieder in den warmen Daunenschlafsack gekrochen. Doch die Reise muss ja weitergehen...Trotz allem war ich bereits um 8.15h auf der Strecke. Ich war richtig froh um meine warme Wintermütze. Zügigen Schrittes zog ich schon bald an den ersten Pilgern vorbei und in der Kapelle Saint Roch zündete ich dann die heutigen Kerzen an. Weiter ging es in Richtung St. Alban, wo es bereits spürbar wärmer war. Wieder konnte ich mich dem feinen Duft einer Bäckerei nicht entziehen und musste mir eine "Belohnung" (wofür auch immer!) kaufen... Jakobsmuscheln, ein leckeres Haselnussgebäck...Nach dem geüsslichen Verzehr führte mich der Weg noch einmal über heideartiges Gebiet mit viel Föhren...Heidelbeeren gab es auch!!! ...ich hätte mich reinlegen können....Aber mein Weg war ja noch nicht zu Ende. Auf der restlichen Strecke häuften sich die vielen "Light-Pilger" (kleine Rucksäcke und nichts drin!) und zudem ärgerte ich mich zunehmend über den Pilgerweg. In dieser Region war es schlichtweg unmöglich sich auf eine Wiese zu legen. Der Weg war links und rechts mit dreifachem Stacheldraht abgetrennt. Ich kam mir wie gefangen vor auf dem Weg...und das sogar im Wald...So war ich dann auch froh als endlich Aumont-Aubrac auftauchte und ich mich im Gîte auf mein Bett legen konnte. Etwas später traf dann auch Bruno ein und mit den übrigen Pilgern, die wir inzwischen auch schon kannten, verbrachten wir einen gemütlichen Abend. Der Hausherr tischte uns das typische Gericht "Aligot mit grünen Linsen und Saucisson" auf...hmmmm...gut aber vom Aligot konnte ich nicht viel essen...wahr seeeeehr nahrhaft...Kartoffelstock mit viel Käse darin...die Konsistenz des Aligot erinnerte mich an zähflüssiges Fondue und Backsteinmörtel gleichzeitig....grins...Der Heidelbeerkuchen rundete dann meinen Tag vollends ab!!! Noch blieben wir in gemütlicher Runde zusammen und hatten es lustig....aber um 22h war dann plötzlich Ruhe im Gîte eingekehrt.

Monistrol d'Allier-Domaine du Sauvage

3. September 2007. Zusammen mit Bruno aus Chambery bin ich heute früh wieder aufgebrochen. Wir liefen aber schon bald wieder getrennt und ein jeder konnte so sein eigenes Tempo gehen. Vorgängig hatten wir jedoch schon ausgemacht wo wir die nächste Nacht verbringen werden. Ich organisierte uns einen Platz in der "Wildnis"...Auf einem alt ehrwürdigen Gutshof...wunderschön aber sehr abgelegen. Die Tagesetappe war anfangs etwas trüb und neblig. Doch als die ersten 200 Höhenmeter aus den Taleinschnitt von Monistrol überwunden waren, lichtete sich langsam der dichte Nebel. Gespenstisch zogen die weissen Nebelschleier über die heideartige Landschaft. Zaghaft funkelte dazwischen immer wieder leicht die Sonne durch...aber es dauerte noch eine ganze Weile bis sie sich durchsetzen konnte. In ersten grösseren Ort "Sauges" gönnte ich mir dann bei Sonnenschein eine Leckerei aus einer Bäckerei...Gestärkt und gut gelaunt ging es danach wieder weiter dem Tagesziel entgegen. Kurz vor der Domaine du Sauvage hatte ich wieder jede Mühe mich auf dem Weg zu halten...und nachdem ich dann noch einen leckeren, grossen Parasol gefunden hatte, war es sowieso vorbei...vielleicht noch ein Steinpilz? oder Eierschwämme? Ich träumte schon von einer grossen Pilzpfanne...aber leider blieb es bei diesem einen Pilz. Dennoch haben wir ihn am Abend sehr genossen. In gebratener Butter vom Hof und etwas Zwiebeln...hmmmm...mehr erzähl ich jetzt nicht. Die Unterkunft war hervorragend eingerichtet. Und wir ca. 10 Pilger wussten das sehr zu schätzen...vorallem die warme Dusche.

Donnerstag, 20. September 2007

Le Puy-Monistrol d'Allier

2. September 2007. Die letzte Nacht verbrachte ich in einem kleinen Hotel...und habe es richtig genossen...Duschen nach herzenslaune und in "sauberer" Umgebung...und geschlafen habe ich wie ein Engel. Dennoch begab ich mich heute morgen schon recht früh auf die Socken. Um 7 Uhr fand nämlich der tägliche Pilgergottesdienst in der Kathedrale statt und diesen wollte ich auf keinen Fall verpassen. Ich war aber nicht ganz alleine etwa 30 mittelalterige "Bus"Pilger (aus Deutschland) hatten dieselbe Veranstaltung gebucht! Der Vorteil davon war, ihr mitgebrachter Priester beteiligte sich aktiv an der Feier und hielt seinen Teil des Gottesdienstes auf deutsch...Den Pilgersegen erteilte uns jedoch der ortsansässige Priester. Es war sehr feierlich und eindrücklich dabeizusein. Nach dem Pilgersegen strömten dann alle aus der Kathedrale auf die Pilger"renn"strecke. Es war köstlich zu sehen wie alle davonstoben. Doch die meisten habe ich kurz ausserhalb der Stadt wieder eingeholt und überholt...Der Pilgerweg führte aus der Senke der Vulkankrater wieder hinauf auf die Höhen der umliegenden Hügel. Von da hatte ich einen wunderbaren Blick auf die Stadt und die bizarren Vulkanüberreste. Der Himmel war anfangs noch etwas wolkenverhangen aber riss schon bald auf. Der Weg führte mich wieder über zahlreiche Hügel und tiefe Täler. Es erinnerte mich sehr stark an die Schweiz. Mein Tagesziel befand sich ebenfalls in einem solchen tiefen Taleinschnitt. Klein und übersichtlich klebte das kleine Dorf zwischen steilen Felsen am Rande eines Flusses. Zum Wohnen....nicht gerade der ideale Ort! Doch für eine Nacht...ganz idyllisch!!!

Samstag, 1. September 2007

Araules-Le Puy

31. August 2007. Die letzte Etappe vor Le Puy - dem Knotenpunkt der meisten europäischen Pilgerwege. Kurz nach 8h begab ich mich auf den Weg. Nochmals war der Himmel stark verhangen und neblig. Während dem folgenden Anstieg auf nochmals über 1200m, musste ich das erste Mal meine Wintermütze aus den Tiefen des Rucksackes kramen. Wie war ich froh darüber! Ein bissiger kalter Wind fegte mir um die Ohren...und zudem netzte der tiefhängende Nebel ziemlich heftig. Auf dem Höhepunkt von 1246m konnte ich kaum 100m sehen und musste mich gut auf die Wegmarkierungen konzentrieren. Hinter dem passartigen Übergang wurde es dann aber rasch angenehmer und milder. Zudem hatte ich das Gefühl in eine geheimnisvolle Hügellandschaft einzutauchen. Viele kegelartige Hügel türmten sich in der näheren und ferneren Umgebung auf. Das sind jetzt wohl die ehemaligen Vulkanschlote, von denen ich schon so viel gehört hatte. Somit kann also Le Puy nicht mehr weit sein! Ich musste mich aber dennoch etwas gedulden bis ich dann kurz vor 16h einen ersten Blick auf die spannende Stadt werfen konnte. Die ganze Umgebung war von kleineren Vulkankegeln geprägt. Auf einer solchen Spitze stand sogar eine Kirche. Wie eine spitze Nadel ragte dieser Propfen aus dem Zentrum der Stadt. Noch konnte ich erst ungenaue Umrisse erkennen. Aber schon bald durfte ich die Wahrzeichen der Stadt aus der Nähe betrachten. Ich war fasziniert davon! Umgeben von vielen kleineren (ehemaligen) Vulkanen...eine spannende Vorstellung!!! Wie wäre das wohl jetzt vor Millionen von Jahren? Überall spuckende kleine Erdöffnungen...eine wahrhaft heisse Umgebung! Mit dieser Vorstellung entschied ich mich einen Ruhetag einzuschieben um die Stadt etwas besser kennenzulernen. Somit geht die Reise erst am 2. September wieder ihren gewohnten Lauf...

Les Sedoux-Araules

30. August 2007. Wie gesagt die Rauhigkeit der Gegend konnte ich während der letzten Nacht etwas erahnen. Wilde Winde fegten über die Landschaft und am Morgen hing dichter Nebel über dem Dorf. Zum Glück schien der Tag doch nicht so schlecht zu werden wie angekündigt. Mein Gastgeber berichtete mir, dass es wohl nicht stark regnen werde, worüber ich natürlich sehr erfreut war. Dennoch montierte ich bei meinem Abmarsch um 8.30h den Regenponcho, da der Nebel ziemlich dicht war. Der Abstieg von Le Sedoux führte mich durch viel Waldgebiet...wo ich einige Pilzsucher antraf. Mit einigen wechselte ich sogar ein paar Worte und wäre am liebsten mitgegangen...Zeitweise konnte ich mich beinahe nicht auf den Weg konzentrieren, da mich die vielen Pilze am Wegrand immer wieder in den Bann zogen. Aber leider konnte ich nur davon träumen wie es wäre jetzt mit einem Pilzkorb durch den schönen, moosbewachsenen Wald zu gehen.
So musste ich eben talwärts und mich an die Wegmarkierungen halten...und dennoch habe ich mich kurzdarauf das erste Mal verlaufen...Warum? Das weiss ich bis heute nicht. In einem kleinen Dorf musste ich erfahren, dass ich mich in der vollkommen entgegengesetzten Richtung befinde, als ich effektiv sein sollte???!!! Halb so schlimm. Der Fehler war leicht behoben, denn eine liebenswürdige Frau zeigt mir zurück auf den "richtigen" Weg. So musste ich wohl einen Zeitverlust von 45 Minuten in Kauf nehmen. Dennoch bin ich schon um 17h via Tence und St. Jeures in Araules eingetroffen. Hier hatte ich vorgängig eine Unterkunft bei einem älteren Ehepaar organisiert. Die Perbet's hiessen mich in ihrem 300-jährigen Haus herzlich willkommen und verköstigten mich aufs beste. Zudem durfte ich in einem riesigen Bett unter einem gewaltigen Dachbalkennetz nächtigen...Ich war wieder einmal überglücklich über meine Herberge.