Samstag, 29. September 2007

Pamplona-Puente la Reina

29. September 2007. Gut angekommen...mehr später....

Roncesvalles-Pamplona


28. September 2007. Nach einem erholsamen Schlaf im grössten Schlafraum, den ich bis jetzt geniessen durfte...(100 Plätze) wurde ich heute morgen bereits um 6.30h geweckt! Auf auf ihr Pilger...raus aus den Betten und Marsch Marsch auf den Weg!!! So kam es mir heute morgen gerade vor...Im grossen Schlafsaal der Pilgerunterkunft wurde mit dem Anzünden der Vollbeleutung damit das Zeichen gegeben. Somit blieb mir also nichts anderes übrig, als es mit den übrigen ca. 40 Pilgern gleich zu tun. Und so musste ich wohl oder übel bereits kurz nach 7h (noch bei dunkelster Nacht!!!) raus in die Wildnis. Ein himmlischer Begleiter leuchtete mir aber noch etwas den Weg aus...der Beinahe-Vollmond...Nach gut 2km kühler Marschzeit gönnte ich mir dann in Burguete eine heisse Schokolade und einen superfeinen Gipfel...und das war ein Gipfel...nicht nur Luft und etwas Teig darum herum!!! Gestärkt machte ich mich dann kurz nach 8h auf den bereits sonnigen Pilgerweg. Noch knisterte der Raureif unter den Schuhen, aber die ersten Sonnenstrahlen wärmten bereits schön auf der kühlen Haut. Die Gegend war bezaubernd wie immer. Schon nach kurzer Zeit hatte ich einen wunderbaren Blick auf die bewaldeten Hügel in der Ferne. Und dort irgendwo musste mein Tagesziel Pamplona liegen. Zügig kam ich heute voran. Traf wieder neue Pilger und tauschte mich beim Vorübergehen jeweils ein paar Minuten mit ihnen aus. Es war wie immer sehr spannend und unterhaltsam. Ich genoss es. Gegen Mittag traf ich dann über Zubiri in Larrasoana ein. Von hier ging es dann recht zügig in Richtung Pamplona voran. Der Weg war jetzt nicht mehr sehr abwechslungsreich und spannend. Führte weitgehend auf Asphaltstrassen oder entlang von solchen. Kurz vor der Stadt traf ich dann auf eine 70-jährige Australierin. Margreth schien etwas erschöpft zu sein...und ihr Rucksack schien auch nicht gerade als ein Leichtgewicht zu wirken. So nahm ich mich dann spontan der Frau an und begleitete sie für die nächsten Kilometer bis zu unserer Herberge. Zusammen suchten wir dann ein nettes Restaurant, wo wir eine Kleinigkeit essen konnten. Mitten in der Stadt unweit unserer Herberge wurden wir auch fündig und konnten erst noch ein preiswertes Pilgermenü geniessen....Um 22h mussten wir dann bereits zurück sein um nicht vor verschlossenen Herbergstüren übernachten zu müssen...Alles in allem war es ein schöner Pilgertag...trotz meinen über 43km...

Donnerstag, 27. September 2007

Orisson-Roncesvalles







27. September 2007. Die Nacht im Refuge Orisson war absolut gut. Als Hahn im Korb durfte ich mit vier Pilgerinnen (50-60+) das Zimmer teilen. Wir hatten uns von Anfang an sehr gut verstanden...Bereits um 6.30h ging der erste Wecker los...und das war dann auch mehr oder weniger das Startzeichen für alle anderen sich langsam aus den Schlafsäcken zu stehlen. Die Frühstückszeit war ja ebenso beschränkt (von 7.30-8.00h) wie die Duschzeit!!! Trotzdem haben wir alle recht ausgiebig gefrühstückt und es richtig genossen. Wir wussten ja noch nicht, was uns da noch an Weg bevorsteht! Um 8.15h (fast schon meine Standardzeit!) machte ich mich mit Regine aus Weil a/Rhein...(sozusagen eine Nachbarin von mir...) auf den Weg über die Pyrenäen. Der erste Steilanstieg hatten wir gestern ja schon geschafft. Da ging es heute gerade promenadenmässig weiter. Zudem hatte der Dauerregen, der die ganze Nacht über auf unser Dach prasselte nachgelassen. Pünktlich zu unserem Start hörte der Regen auf und hielt bis an unser Tagesziel...Wenn das nicht ein Geschenk des Himmels ist? Dafür hatten wir den ganzen Weg über mit starkem Nebel und kräftigem Wind zu kämpfen. Schon nach wenigen hundert Metern musste ich meine Wintermütze und die Handschuhe aus dem Rucksack klauben...Zum Glück hatte ich sie heute morgen "vorsorglich" in die gut zugänglichen oberen Regionen meines Rucksackes gesteckt...und ich war heilfroh sie angezogen zu haben. Auf dem höchsten Punkt unseres Überganges lag sogar ein weisser Schneeflaum und die Steine am Wegkreuz waren mit feinen Eiskristallen verziert. Bereits um 12h begannen wir den Abstieg in Richtung Roncesvalles, wo wir kurz nach 13h eintrafen. Hier war es schon deutlich wärmer und der Nebel war auch mehrheitlich weggezogen. Ja, es schien sogar zeitweise die Sonne...deren Wärme sogen wir nach dieser Etappe regelrecht in uns hinein. Und nach einer heissen Schokolade in warmer Umgebung ging es gleich nochmals besser. Sofort machten wir uns auf die Suche unserer Herberge und organisierten unsere Betten. Glück gehabt! 5 Min vor Schluss ergatterten wir um 13.25h unsere Eintrittsbillete...ansonsten hätten wir bis um 16h warten müssen...und da wären wir bestimmt nicht die einzigen gewesen, die um einen Bettenplatz anstanden. So konnten wir getrost gleich um 16h in die Unterkunft eintreten und praktisch als erste unsere Betten aussuchen....

St. Jean Pied de Port-Orisson



26. September 2007. Nachdem ich heute morgen meine diverse Kleinigkeiten erledigt hatte, begab ich mich um 13h auf meine Kurzetappe...Den ganzen Morgen hatte es in Strömen geregnet. Leider liess um die Mittagszeit der Regen nur wenig nach, sodass ich mir mein komplettes Regenoutfit überstülpen musste...Regensicher eingepackt von Kopf bis Fuss bin ich dann losmarschiert. Kein einziger Pilger war weit und breit zu sehen...Wer läuft schon erst am Nachmittag los! Entweder sitzen/liegen jetzt die Pilger irgendwo an der Wärme in einer Herberge oder sie sind schon über alle Berge. Doch ich hatte ja meinen eigenen Plan und wollte heute ja nur den grossen Anstieg nach Orisson (500 Höhenmeter auf 6km) meistern. Der Weg hatte mich dann aber doch sehr überrascht. Der Anstieg war überhaupt nicht so schlimm, wie mir alle erzählten. Bereits um 15h traf ich im Refuge Orisson ein und bezog mein vorgängig reserviertes Bett. Das Wetter hatte sich in der Zwischenzeit sehr zum guten gebessert. Kurz nach meinem Abmarsch drehte Petrus seinen Wasserhahn zu und liess mir sogar ein paar Sonnenstrahlen zukommen. Es war wieder einmal herrlich! Die Aussicht, die mir von den Vorhügeln auf St. Jean und die weitere Umgebung geboten wurde, war phänomenal. Ich war wieder einmal sehr dankbar heil und schon beinahe trocken in meiner Unterkunft angekommen zu sein. Der Abend verlief sehr ruhig und bei einem feinen Essen mit etwas Rotwein liessen wir Pilger es uns recht gut gehen.

Mittwoch, 26. September 2007

Condom-St. Jean Pied de Port


19.-25. September 2007. Leider muss ich mich für diese Tage etwas kürzer fassen...Die letzten Tage vor St. Jean waren geprägt von der Ankunft an den Pyrenäen. Zeitweise konnte ich in der Ferne bereits die Konturen der Bergkette erkennen. Ich muss also schon sehr weit vorangekommen sein!!! Die Freude Spanien jeden Tag etwas näher zu kommen wuchs jeden Tag. Die Gegend wurde auch wieder zunehmend hügeliger und grüner. Das Baskenland gefiel mir sehr gut. Hätte mich direkt verlieben können. Irgendwie erinnerte es mich die letzten Tage immer wieder an die Schweiz. Die Bauernhäuser hatten den Stil von Engadiner Häusern und die Landschaft glich an manchen Tagen dem Emmental. Einfach wunderschön. Als ich dann in St. Jean Pied de Port eintraf und durch das Jakobstor ging erwartete mich eine malerische Altstadt. Es wimmelte von Pilgern und bei der Pilgervereinigung standen wir Schlange für die nötigen Informationen. Im Maison de l'Etoile fand ich dann eine gemütliche und warme Unterkunft...

Lectoure-Condom

18. September 2007. Der Tag begann ziemlich trüb und verhangen. Doch es regnete nicht. Die kurze Etappe nach Condom hatte ich bereits um 15h hinter mir und danach genügend Zeit um Postkarten zu schreiben. Eigentlich hätte mir heute zum Feiern sein sollen. In Condom müsste ich eigentlich etwa die Hälfte meines Weges hinter mich gebracht haben. Aber mir war heute nicht zum Feiern zumute. Wusste gar nicht warum...Wohl ein Tief auch in meiner Seele...Darf ja auch mal sein!

Miradoux-Lectoure

17. September 2007. Kurz nachdem ich in Miradoux losgelaufen bin fing es an zu regnen. Doch der liess bereits nach einer Stunde wieder nach und der Himmel hellte auch wieder auf. Bis nach Lectoure, wo ich im Pfarrhaus mit 6 anderen Pilgern eine Unterkunft fand, war es recht sonnig. Da lernte ich dann neben Oliver noch einen zweiten Schweizer (David aus Luzern) kennen. Es war ein gemütlicher Abend in kleiner Runde. Der ältere Pfarrer bewirtete uns mit seiner Hospitalière bestens.

Moissac-Miradoux

16. September 2007. Heute verabschiedete ich mich von Sebastian und Dominique, da ich bis nach Miradoux gehen wollte (40km). Es war ein anstrengender Tag mit viel Asphalt. Zu Beginn führte der Weg jedoch entlang eines Kanals unter dichten Platanen hindurch. Es war sehr angenehm und kühl. Denn die Sonne heizte auch heute wieder sehr ein. Über Auvillar, St. Antoine gelangte ich dann gegen 16h nach Miradoux. Hier am Dorfeingang erwartete mich bereits Thérèse in ihrem kleinen Häuschen, das für viele Pilger bereits zu einer Institution geworden ist. Mutter Thérèse, wie sie von vielen genannt wird, war eine herzensgute Frau und bereite uns 8 Pilgern einen herrlichen Abend. Ich genoss es sehr... in Worte fassen kann ich diesen Ort leider nicht!

Lauzerte-Moissac

15. September 2007. Die heutige Etappe startete bei etwas Nebel. Dennoch begann der Tag sehr schön und mit traumhaften Fotomotiven...Der Weg war wenig spektakulär...Am Nachmittag trafen wir in Moissac im Kloster Marie Mère de l'église ein. Hier lernte ich Olivier aus Bern kennen. Von ihm hatte ich vorgängig schon mehrmals gehört. Auch er will bis nach Santiago gehen. Die Unterkunft war sehr einfach aber sehr gut betreut durch die Hospitalière Chantal. Ich genoss den Abend mit Dominique und Sebastian in einem Restaurant bei einem traditionellen Gericht...Bohneneintopf!!!Halleluja!!!

Lascabanes-Lauzerte

14. September 2007. Der Weg führte uns immer mehr durch karges Landwirtschaftsgebiet. Doch immer wieder erfreuten sich unsere Gemüter wenn wir einen Feigenbaum antrafen. Mit Genuss vertilgten wir die reifen Früchte direkt vom Baum. Als wir dann am Abend in Lauzerte noch Feigen zum Nachtisch offeriert bekamen, konnten wir sie schon fast nicht mehr sehen...Dafür genossen Sebastian und ich den hauseigenen Swimming Pool...Zwar war das Wasser etwas kühl aber das hinderte uns nicht ein Bad zu nehmen. Welcher Pilger hat schon die Gelegenheit am Abend in einem Pool zu liegen?! Der anschliessende Besuch des alten Städtchens auf dem Hügel war eine Augenweide. Auf dem zentralen Dorfplatz vor der Kirche tranken in gemütlicher Runde mit diversen uns bekannten Pilgern einen Kaffee...Es war sehr stimmungsvoll und gemütlich. Wir alle hatten es sehr genossen!

Cahors-Lascabanes

13. September 2007. Zusammen mit Sebastian und Dominique aus der Genferseeregion machte ich mich heute auf den Weg nach Lascabanes. Hier in einer tollen Unterkunft gleich neben der Kirche liessen wir uns nieder und genossen das schöne Wetter in ruhiger Umgebung.

Vaylats-Cahors

12. September 2007. Heute führte mich der Weg durch viele Eichenwälder. Wiederum war es ein heisser Tag aber sehr abwechslungsreich von der Vegetation. Bereits um 14h traf ich in Cahors ein. Suchte gleich meine Unterkunft und logierte mitten in der Stadt. Die Stadt bot einiges. Zudem kam ich mir das erste Mal wieder etwas seltsam vor unter so vielen Leuten. Die Besichtigung der Kathedrale mit ihren zwei Kuppeln wahr imposant. Der zerstörte Kreuzgang stimmte mich jedoch traurig. Während der Revolution wurden alle Sansteinarbeiten an Figuren und Motiven zerstört. Heute sind nur noch Überreste zu sehen....schade! Nach dem Besuch der Kirche gönnte ich mir seit langer Zeit drei Kugeln Mövenpickglace....hmmmm....Wie das gut tat!!!

Cajarc-Vaylats

11. September 2007. Geschlafen habe ich recht gut und angenehm. So machte ich mich heute auch recht früh schon auf den Weg. Leider spürte ich heute etwas die 40km vom Vortag...War vielleicht schon etwas viel! So ging ich heute eben etwas gemütlicher. Zudem hatte ich ja die Unterkunft bei den Schwestern im Kloster von Vaylats schon reserviert. Wozu sich also beeilen...Kurz vor dem Kloster traf ich dann auf vier ältere Französinnen und begleitete sie bis nach Vaylats. Wir unterhielten uns sehr gut und konnten uns einiges vom Pilgerweg erzählen. Im Kloster angelangt freute ich mich riesig über mein Einzelzimmer! Endlich wieder einmal allein in einem Zimmer... Wie ich das schätzte...Habe mich auch sehr gut dabei erholt!

Guirande-Cajarc

10. September 2007. Die 15km bis nach Figeac absolvierten wir heute im Handumdrehen. Hier verabschiedete ich mich von Christine, die wieder nach Hause zu ihrer Tochter fuhr. Was aber sollte ich um 13h schon in Figeac tun? Kurzerhand entschied ich den Weg fortzusetzen und bis nach Cajarc (nochmals 25km) zu gehen. Es war ziemlich heiss am Nachmittag und ich schüttete das Wasser nur so in mich hinein...und lief auf aus allen Löchern wieder raus...ich kam mir vor wie ein Abtropfsieb! Dennoch traf ich bereits um 17.30h in Cajarc ein und war glücklich im Gîte comunal ein Plätzchen zum Schlafen gefunden zu haben...Hier lernte ich wieder einmal ein paar neue Gesichter kennen...Wolfgang (anfang 70) aus Deutschland, diverse Frauen aus Quebec und natürlich viele Franzosen...

Conques-Guirande

9. September 2007. Die Nacht in riesigen Schlafsaal war halbsoschlimm...Das Schnarchen der zwei Französinnen habe ich dank meiner Ohrenstöpsel nur von Weitem gehört. Ansonsten habe ich recht gut geschlafen. Bereits vor 7h regten sich die ersten Geister und kramten ihre Sachen zusammen. Da blieb mir nichts anderes übrig ebenfalls aufzustehen und aufzubrechen. Ein letztes Mal frühstückte ich zusammen mit Bruno, der seinen abenteuerlichen Heimweg per Autostop antreten musste. Zusammen mit Herbert, Peter und Christine verabschiedete ich mich von ihm an der alten Bogenbrücke unterhalb des Dorfes. Wenig später stiegen wir zu viert wieder bergauf und verabschiedeten uns von Conques mit drei Glockenzügen bei der Marienkapelle. Von der Anhöhe konnten wir auf den kleinen Ort hinabsehen und erkannten warum er den Namen ("Muschel") trägt. Wie eine kleine Perle liegt Conques in einem muschelartigen Talgeflecht. Danach führte uns die Reise heute wieder über ein paar kleinere Erhebungen, die uns eine herrliche Weitsicht bescherten. Müde und sehr abgekämpft trafen wir am Abend gegen 18h in Guirande ein. Die Unterkunft liess einiges zu wünschen übrig...aber wir liessen es uns trotzdem nicht die Laune verderben. Wir nannten die Unterkunft kurzerhand "Hühnerstall"...anstelle der angeschriebenen Euro 10 zahlten wir dann auch nur die Hälfte!!! Was wahrscheinlich noch zuviel war...

Golinhac-Conques

8. September 2007. Endlich wieder eine wichtige Station auf meinem Weg. Überaus gespannt war ich Conques zu erreichen. Bruno und ich pilgerten heute gemütlich zusammen. Es war sein letzter Pilgertag. Leider hatte er nur eine zwei Wochen Ferien und konnte nur etwas vom Weg schnuppern. Er hat sich aber fest vorgenommen nächstes Jahr den Weg fortzusetzen oder von zuhause zu gehen. Wir genossen unseren gemeinsamen Pilgertag nochmals es sehr. Das Wetter war auch auf unserer Seite und tat das übrige. Wir beide waren sehr überrascht als wir am Nachmittag in Conques eintrafen. Der Ort versetzte einem um jahrhunderte zurück hätten wir nicht die vielen Touristen gesehen. Die alten pitoresken Häuser und die dominante Klosterkirche verschmolzen regelrecht zu einer Einheit. Der Ort strahlte eine immense Kraft aus. Leider trübte der Kommerz und die vielen Touristen das Bild etwas. Zudem spürte ich im Gottesdienst der Prämonstratenser sehr wenig von diesem Geist und der Spiritualität. Zu sehr war alles auf die Tagesbesucher und Touristen ausgerichtet. Die Unterkunft im ehemaligen Kloster war in Ordnung. Bruno und ich entschieden uns keine Halbpension zu nehmen und kochten unser eigenes "Süppchen". Zudem hatten wir die Gelegenheit im kleinen Klostergarten zu speisen...die restlichen 80 Pilger jedoch in einem grossen unspektakulären Saal. Der Schlafsaal war mit 14 Betten gefüllt...Mein erster Gedanke: Das kann ja heiter werden!....v.a da zwei 70+jährige Französinnen angekündigt hatten zu schnarchen!!! Die eine davon direkt schräg oben an mir. Halleluja!!!

Espalion-Golinhac

7. September 2007. Heute pilgerten wir wieder einzeln und genossen es sehr. Ich war schon kurz nach Espalion auf eine wunderschöne, romanische Kirche gestossen. Im Inneren des Glockenturms auf einer Mitteletage befand sich ein über tausendjähriger Altarraum. Er war nur durch eine knapp 40cm breite Treppe erreichbar. Der Ort strahlte eine mystische Ruhe aus, die ich sehr genoss. Der rote Sandstein verlieh dem Ganzen einen Hauch von edler Würde. Ich verspürte hier eine unglaubliche Kraft und einen Esprit, der mich noch Tage verfolgen sollte.
Kurz nach dieser Kirche stieg das Gelände wieder stark an. Die Hitze machte das Ganze zunehmend anstrengender. Ich hoffte irgendwo einen schattigen Ort zu finden um meine Mittagspause zu machen. Als ich dann wenig später Bruno am Wegrand sitzen sah...gesellte ich mich neben ihn. Nach der Pause pilgerten wir dann bis zu unserer Unterkunft in Golinhac wieder getrennt. Auf dem Camping von Golinhac fanden wir die geeignete Unterkunft und verbrachten dort zusammen mit Herbert, Peter und Christine aus Deutschland einen gemütlichen Abend.

Aubrac-Espalion

6. September 2007. Bei eisiger Kälte und immer noch bissigem Wind brachen wir heute um 9h auf. (als letzte!) Die Strassenarbeiter schauten uns schon etwas komisch an als Bruno und ich mit kurzen Hosen daherkamen. Aber wir fanden es überhaupt nicht so kalt. Und nach wenigen hundert Metern Abstieg von diesem Hochplateau waren wir auch schon froh darüber. In St. Chély d'Aubrac war es schon deutlich wärmer und spätestens hier hätten wir uns von unseren langen Hosenbeinen verabschiedet. Zügig kamen wir voran und trafen unterwegs noch einen Pilger mit seinem Esel. Doch dieser wollte heute nicht so richtig und bockte auf dem steinigen Weg etwas. Über St. Côme d'Olt kamen wir dann um 16h in Espalion an. Eine kleine Stadt mit viel Charme. Das Hauptmagnet wahr natürlich die alte Steinbrücke, die für unzählige Fotos herhalten musste. Unsere Unterkunft im "Halte de St. Jacques" war sehr gut eingerichtet und zudem günstig. So liessen wir es uns dann zur Abwechslung mal in einem italienischen Restaurant gut gehen...wir hatten zwar danach noch immer hunger!!! Zum Glück gab es da auf dem Weg zurück in die Unterkunft noch einige Bäckereien, die geöffnet hatten...

Aumont Aubrac-Aubrac

5. September 2007. Wiederum hatte ich diese Nacht schlecht geschlafen. Und zudem musste ich wie schon so manche Nächte davor mitten in der Nacht aufs Klo...Um 8h ging ich bereits los. Es war ein herrlicher Morgen. Keine Wolken und blauer Himmel. So habe ich es mir doch gewünscht für den Aubrac. Ich war ja sehr gespannt auf diese Einöde und hatte mir schon diverse Vorstellungen gemacht. Doch so schlimm war es überhaupt nicht. Trotzdem kann ich mir sehr gut vorstellen wie es bei schlechtem Wetter hier sein kann. Da war ich doch sehr glücklich über den heutigen Tag. Die schönen Aubracrinder hatten es mir auch angetan. Mit ihren dunklen Augen und riesigen Hörner sahen sie sehr liebevoll aus. Gegen 11h bin ich dann auf Bruno gestossen, der etwas vor mir aufgebrochen war. Von da an pilgerten wir zusammen durch die schöne Hochebene und genossen es gemeinsam. Kurz vor 17.30h trafen wir in Aubrac ein, wo ein bissiger Wind um unsere Köpfe wehte. Die Sicht war hervorragend vorallem aus unserm Turmzimmer im "Tour des anglais". Auf jeder Etage (es waren 4) gab es entweder einen Schlafraum, eine Küche oder die Toiletten. Es war einmalig! Und die meterdicken Steinwände gaben auch genügend Schutz vor dem bissigen Wind draussen. Zudem liessen sie mich etwas von der ehemaligen Hospiz-Anlage träumen. Noch einmal hatten wir heute die Möglichkeit Pilze zu kochen. Auf dem Weg fand ich nochmals einen riesigen Parasol. Die liebenswürdige Cherantin des naheliegenden Hotels gab uns dazu wieder etwas Butter und Zwiebeln...einfach toll!!! Es war wieder ein gelungener Tag und Abend...

Domaine du Sauvage-Aumont Aubrac

4. September 2007. Wie gesagt die Unterkunft in der Domaine war super...aber geschlafen habe ich nur mässig gut. Draussen pfiff die ganze Nacht ein gespenstischer Wind...und als ich den ersten Blick ins Freie wagte, sah ich nicht gerade viel...Nebel Nebel Nebel...und als ich noch die Nase aus der Türe streckte, wäre ich am Liebsten wieder in den warmen Daunenschlafsack gekrochen. Doch die Reise muss ja weitergehen...Trotz allem war ich bereits um 8.15h auf der Strecke. Ich war richtig froh um meine warme Wintermütze. Zügigen Schrittes zog ich schon bald an den ersten Pilgern vorbei und in der Kapelle Saint Roch zündete ich dann die heutigen Kerzen an. Weiter ging es in Richtung St. Alban, wo es bereits spürbar wärmer war. Wieder konnte ich mich dem feinen Duft einer Bäckerei nicht entziehen und musste mir eine "Belohnung" (wofür auch immer!) kaufen... Jakobsmuscheln, ein leckeres Haselnussgebäck...Nach dem geüsslichen Verzehr führte mich der Weg noch einmal über heideartiges Gebiet mit viel Föhren...Heidelbeeren gab es auch!!! ...ich hätte mich reinlegen können....Aber mein Weg war ja noch nicht zu Ende. Auf der restlichen Strecke häuften sich die vielen "Light-Pilger" (kleine Rucksäcke und nichts drin!) und zudem ärgerte ich mich zunehmend über den Pilgerweg. In dieser Region war es schlichtweg unmöglich sich auf eine Wiese zu legen. Der Weg war links und rechts mit dreifachem Stacheldraht abgetrennt. Ich kam mir wie gefangen vor auf dem Weg...und das sogar im Wald...So war ich dann auch froh als endlich Aumont-Aubrac auftauchte und ich mich im Gîte auf mein Bett legen konnte. Etwas später traf dann auch Bruno ein und mit den übrigen Pilgern, die wir inzwischen auch schon kannten, verbrachten wir einen gemütlichen Abend. Der Hausherr tischte uns das typische Gericht "Aligot mit grünen Linsen und Saucisson" auf...hmmmm...gut aber vom Aligot konnte ich nicht viel essen...wahr seeeeehr nahrhaft...Kartoffelstock mit viel Käse darin...die Konsistenz des Aligot erinnerte mich an zähflüssiges Fondue und Backsteinmörtel gleichzeitig....grins...Der Heidelbeerkuchen rundete dann meinen Tag vollends ab!!! Noch blieben wir in gemütlicher Runde zusammen und hatten es lustig....aber um 22h war dann plötzlich Ruhe im Gîte eingekehrt.

Monistrol d'Allier-Domaine du Sauvage

3. September 2007. Zusammen mit Bruno aus Chambery bin ich heute früh wieder aufgebrochen. Wir liefen aber schon bald wieder getrennt und ein jeder konnte so sein eigenes Tempo gehen. Vorgängig hatten wir jedoch schon ausgemacht wo wir die nächste Nacht verbringen werden. Ich organisierte uns einen Platz in der "Wildnis"...Auf einem alt ehrwürdigen Gutshof...wunderschön aber sehr abgelegen. Die Tagesetappe war anfangs etwas trüb und neblig. Doch als die ersten 200 Höhenmeter aus den Taleinschnitt von Monistrol überwunden waren, lichtete sich langsam der dichte Nebel. Gespenstisch zogen die weissen Nebelschleier über die heideartige Landschaft. Zaghaft funkelte dazwischen immer wieder leicht die Sonne durch...aber es dauerte noch eine ganze Weile bis sie sich durchsetzen konnte. In ersten grösseren Ort "Sauges" gönnte ich mir dann bei Sonnenschein eine Leckerei aus einer Bäckerei...Gestärkt und gut gelaunt ging es danach wieder weiter dem Tagesziel entgegen. Kurz vor der Domaine du Sauvage hatte ich wieder jede Mühe mich auf dem Weg zu halten...und nachdem ich dann noch einen leckeren, grossen Parasol gefunden hatte, war es sowieso vorbei...vielleicht noch ein Steinpilz? oder Eierschwämme? Ich träumte schon von einer grossen Pilzpfanne...aber leider blieb es bei diesem einen Pilz. Dennoch haben wir ihn am Abend sehr genossen. In gebratener Butter vom Hof und etwas Zwiebeln...hmmmm...mehr erzähl ich jetzt nicht. Die Unterkunft war hervorragend eingerichtet. Und wir ca. 10 Pilger wussten das sehr zu schätzen...vorallem die warme Dusche.

Donnerstag, 20. September 2007

Le Puy-Monistrol d'Allier

2. September 2007. Die letzte Nacht verbrachte ich in einem kleinen Hotel...und habe es richtig genossen...Duschen nach herzenslaune und in "sauberer" Umgebung...und geschlafen habe ich wie ein Engel. Dennoch begab ich mich heute morgen schon recht früh auf die Socken. Um 7 Uhr fand nämlich der tägliche Pilgergottesdienst in der Kathedrale statt und diesen wollte ich auf keinen Fall verpassen. Ich war aber nicht ganz alleine etwa 30 mittelalterige "Bus"Pilger (aus Deutschland) hatten dieselbe Veranstaltung gebucht! Der Vorteil davon war, ihr mitgebrachter Priester beteiligte sich aktiv an der Feier und hielt seinen Teil des Gottesdienstes auf deutsch...Den Pilgersegen erteilte uns jedoch der ortsansässige Priester. Es war sehr feierlich und eindrücklich dabeizusein. Nach dem Pilgersegen strömten dann alle aus der Kathedrale auf die Pilger"renn"strecke. Es war köstlich zu sehen wie alle davonstoben. Doch die meisten habe ich kurz ausserhalb der Stadt wieder eingeholt und überholt...Der Pilgerweg führte aus der Senke der Vulkankrater wieder hinauf auf die Höhen der umliegenden Hügel. Von da hatte ich einen wunderbaren Blick auf die Stadt und die bizarren Vulkanüberreste. Der Himmel war anfangs noch etwas wolkenverhangen aber riss schon bald auf. Der Weg führte mich wieder über zahlreiche Hügel und tiefe Täler. Es erinnerte mich sehr stark an die Schweiz. Mein Tagesziel befand sich ebenfalls in einem solchen tiefen Taleinschnitt. Klein und übersichtlich klebte das kleine Dorf zwischen steilen Felsen am Rande eines Flusses. Zum Wohnen....nicht gerade der ideale Ort! Doch für eine Nacht...ganz idyllisch!!!

Samstag, 1. September 2007

Araules-Le Puy

31. August 2007. Die letzte Etappe vor Le Puy - dem Knotenpunkt der meisten europäischen Pilgerwege. Kurz nach 8h begab ich mich auf den Weg. Nochmals war der Himmel stark verhangen und neblig. Während dem folgenden Anstieg auf nochmals über 1200m, musste ich das erste Mal meine Wintermütze aus den Tiefen des Rucksackes kramen. Wie war ich froh darüber! Ein bissiger kalter Wind fegte mir um die Ohren...und zudem netzte der tiefhängende Nebel ziemlich heftig. Auf dem Höhepunkt von 1246m konnte ich kaum 100m sehen und musste mich gut auf die Wegmarkierungen konzentrieren. Hinter dem passartigen Übergang wurde es dann aber rasch angenehmer und milder. Zudem hatte ich das Gefühl in eine geheimnisvolle Hügellandschaft einzutauchen. Viele kegelartige Hügel türmten sich in der näheren und ferneren Umgebung auf. Das sind jetzt wohl die ehemaligen Vulkanschlote, von denen ich schon so viel gehört hatte. Somit kann also Le Puy nicht mehr weit sein! Ich musste mich aber dennoch etwas gedulden bis ich dann kurz vor 16h einen ersten Blick auf die spannende Stadt werfen konnte. Die ganze Umgebung war von kleineren Vulkankegeln geprägt. Auf einer solchen Spitze stand sogar eine Kirche. Wie eine spitze Nadel ragte dieser Propfen aus dem Zentrum der Stadt. Noch konnte ich erst ungenaue Umrisse erkennen. Aber schon bald durfte ich die Wahrzeichen der Stadt aus der Nähe betrachten. Ich war fasziniert davon! Umgeben von vielen kleineren (ehemaligen) Vulkanen...eine spannende Vorstellung!!! Wie wäre das wohl jetzt vor Millionen von Jahren? Überall spuckende kleine Erdöffnungen...eine wahrhaft heisse Umgebung! Mit dieser Vorstellung entschied ich mich einen Ruhetag einzuschieben um die Stadt etwas besser kennenzulernen. Somit geht die Reise erst am 2. September wieder ihren gewohnten Lauf...

Les Sedoux-Araules

30. August 2007. Wie gesagt die Rauhigkeit der Gegend konnte ich während der letzten Nacht etwas erahnen. Wilde Winde fegten über die Landschaft und am Morgen hing dichter Nebel über dem Dorf. Zum Glück schien der Tag doch nicht so schlecht zu werden wie angekündigt. Mein Gastgeber berichtete mir, dass es wohl nicht stark regnen werde, worüber ich natürlich sehr erfreut war. Dennoch montierte ich bei meinem Abmarsch um 8.30h den Regenponcho, da der Nebel ziemlich dicht war. Der Abstieg von Le Sedoux führte mich durch viel Waldgebiet...wo ich einige Pilzsucher antraf. Mit einigen wechselte ich sogar ein paar Worte und wäre am liebsten mitgegangen...Zeitweise konnte ich mich beinahe nicht auf den Weg konzentrieren, da mich die vielen Pilze am Wegrand immer wieder in den Bann zogen. Aber leider konnte ich nur davon träumen wie es wäre jetzt mit einem Pilzkorb durch den schönen, moosbewachsenen Wald zu gehen.
So musste ich eben talwärts und mich an die Wegmarkierungen halten...und dennoch habe ich mich kurzdarauf das erste Mal verlaufen...Warum? Das weiss ich bis heute nicht. In einem kleinen Dorf musste ich erfahren, dass ich mich in der vollkommen entgegengesetzten Richtung befinde, als ich effektiv sein sollte???!!! Halb so schlimm. Der Fehler war leicht behoben, denn eine liebenswürdige Frau zeigt mir zurück auf den "richtigen" Weg. So musste ich wohl einen Zeitverlust von 45 Minuten in Kauf nehmen. Dennoch bin ich schon um 17h via Tence und St. Jeures in Araules eingetroffen. Hier hatte ich vorgängig eine Unterkunft bei einem älteren Ehepaar organisiert. Die Perbet's hiessen mich in ihrem 300-jährigen Haus herzlich willkommen und verköstigten mich aufs beste. Zudem durfte ich in einem riesigen Bett unter einem gewaltigen Dachbalkennetz nächtigen...Ich war wieder einmal überglücklich über meine Herberge.

Bessey-Les Sedoux

29. August 2007. Die ganze Nacht hat es gestürmt und etwas geregnet. Als ich am Morgen aufbrach war es zwar noch kurze Zeit trocken, doch der Himmel sah schon beängstigend schwarz aus. Blitze und Donner machten sich auch schon bemerkbar...und das ganz in meiner Pilgerrichtung! Kurze Nach meinem Aufbruch musste ich auch schon meinen Regenponcho montieren und watete balddarauf in strömendem Regen! Bis kurz vor Bourg-Argental regnete es ununterbrochen. Und als ich kurz vor Bourg-Argental noch in ein heftiges Gewitter geriet, wurde mir schon etwas mulmig im Bauch. Der ganze Spuk war jedoch nach wenigen Minuten vorüber und in Bourg-Argental schien dann schon beinahe wieder die Sonne. Da ich schon wieder früh hier eintraf, entschied ich mich wieder weiterzugehen. Ganz nach dem Motto: Was du kannst heute besorgen, verschiebe nicht auf morgen! Der Anstieg vom Talkessel Bourg-Argental auf die Höhen des Tracol wurde dann von Sonnenschein begleitet. Und darüber war ich ziemlich froh...denn ich musste hier einen Höhepunkt von über 1200m überwinden. Als ich dann um 17h in Le Sedoux eintraf verdunkelte sich der Himmel bereits wieder und erste Nebelschwaden zogen über die hochgelegenen Weiden. Wie war ich froh hier eine Unterkunft gefunden zu haben. Das kleine Bergdorf schien schon ziemlich abgelegen und in einer rauhen Landschaft zu sein...was ich dann in der darauffolgenden Nacht auch zu spüren bekam!

Pommier de Beaurepaire-Bessey

28. August 2007. Die Nacht im kleinen Holzchalet haben wir bestens verbracht. Wiederum habe ich super geschlafen. Und der Tag schien auch gut zu werden. Da Raphael und ich kein Morgenessen in unserem Chalet erhielten, mussten wir uns vorerst um dieses kümmern. Leider hat dies noch etwas Geduld von uns abverlangt. Erst in Revel-Tourdan (nach ca. 12km) fanden wir einen kleinen Dorfladen. Hier deckten wir uns mit frischem Brot, Fleisch und Käse ein. Kurz nach dem Dorfausgang fanden wir dann auch ein tolles Plätzchen, wo wir unsere Bäuche vollschlagen konnten...Doch mir blieb schon kurz darauf fast der Bissen im Hals stecken...Wer stand da in voller Montour am Strassenrand und winkte uns zu?...Monique!!!...Das kann doch gar nicht sein...dachte ich mir erst dabei...Wie kann sie schon meinen Vorsprung von über 15km so schnell eingeholt haben???...Doch die Lösung lieferte sie gleich selber. Sie hatte nämlich Autostopp gemacht...Aha...So blieb uns nichts anderes übrig und wir liessen sie vorerst ziehen. Bald wurde sie von uns jedoch wieder eingeholt und überholt. Ab diesem Zeitpunkt haben wir sie dann nicht mehr gesehen. Kein Wunder! Bis Bessey hatten Raphael und ich an diesem Tag gegen 45km zurückgelegt...was mir absolut zu viel war! Als wir dann noch kurz vor unserer Ankunft in der Unterkunft noch einen 3km langen Umweg machten, platzte mir fast der Kragen...Ich war einfach am Limit und meine Füsse wollten auch nur eines...raus aus den verflixten Schuhen! So entschied ich dann an diesem Abend Raphael am nächsten Morgen von dannen ziehen zulassen. Mir waren meine kleinen Pausen und Fotostopps einfach zu wichtig um über den Pilgerweg zu hetzen. Aber eigentlich war ich ja ganz selber schuld...ich hätte mich ja schon längst ausklinken können! Somit habe ich wieder etwas dazugelernt...

Le Pin-Pommier de Beaurepaire

27. August 2007. Heute morgen zeigte sich der Himmel sehr neblig. Doch es sollte ein sonniger Tag werden. Ich entschied mich heute wieder alleine auf die Strecke zu begeben und tennte mich um 8h von Monique. Gemütlich marchierte ich los und traf kurz nach dem Dorf Le Pin auf Raphael, einen Spanier. Von diesem Zeitpunkt an pilgerten wir zusammen und hatten ein rasches Tempo. Eigentlich wollte ich heute in La Cote-St. André Halt machen. Da wir aber bereits schon um 14h dort eintrafen, stand wieder fest weiterzugehen. Nach einer gemütlichen Siesta brachen wir um 16h wieder auf. Zügig ging es voran über Faramans nach Pommier de Beaurepaire. Hier war dann jedoch endgültig ein Stopp angesagt. Denn meine Füsse wollte eigentlich schon lange nicht mehr...doch Raphael hat mich dazu veranlasst weiterzugehen. Und zudem wollte ich meinen Vorsprung auf Monique ausbauen...(aus diversen Gründen!!!). In Pommier fanden wir dann ein kleines gemütliches Quartier in einem Holzchalet. Vergeblich hatte ich jedoch vorher mehrmals versucht der Besitzerin unsere Ankunft anzukündigen. Doch stets kam nur der Beantworter. Also kamen wir nur auf gut Glück an diesen Ort...und wie durch ein Wunder wurde uns wieder eine freie Unterkunft geschenkt!!! An der Haustür klebte ein Zettel mit der Aufschrift, dass das Chalet im Garten für 2 Personen frei sei!!! Herrlich...unsere Schlafmöglichkeit war uns im letzten Augenblick geschenkt worden!

Belmont Tramonet-Le Pin

26. August 2007. Die Unterkunft im Kloster der Schwestern von Belmont Tramonet war recht einfach aber hat vollkommen ausgereicht. Um 8h begaben wir uns dann auf den Pilgerweg. Eine nette Pariserin brachte uns dann per Auto an unseren Ausgangspunkt in St. Genix-sur Guiers zurück. Hier kauften wir noch unseren Tagesproviant ein und danach hiess es losmarschieren. Das Wetter zeigte sich wiederum von der besten Seite und war uns ein heisser Begleiter den ganzen Tag über. Die heutige Etappe war jedoch etwas weniger anstrengend wie die letzten und so kamen wir recht gut voran. Mit der Zeit trennte ich mich von Monique und marschierte in meinem Tempo. Bereits um 14h traf ich jedoch schon in Valengongne ein...eigentlich mein Etappenziel. Aber jetzt schon anhalten? In der Kirche entschied ich mich noch etwas weiterzugehen. Und als ich dann auch noch auf Monique traf, die das selbe dachte, war es endgültig. Zusammen organisierten wir unsere nächste Unterkunft in Le Pin und trafen dort auch gegen 17h ein. Wir wurden auf einem ehemaligen Bauernhof herzlich empfangen und verköstigt. Die Bäuerin bot uns sogar an die Kleider zu waschen. Dieses Angebot nahmen wir sehr gerne an. Den Aufenthalt genossen wir wiederum sehr. Vorallem hatten wir eine phänomenale Sicht auf den Lac de Paladru. Beinahe hätte es mich verleitet baden zu gehen. Aber irgendwie war ich doch zu müde und entschied den Abend ruhiger anzugehen. Bereits um 21h war ich wieder im Bett...

Yenne-Belmont Tramonet

25. August 2007. Unsere heutige Etappe führte Monique und mich über die Höhen des Mont Turnier. Der Anstieg von Yenne war ziemlich steil und zehrte etwas an unseren Kräften. Dennoch erreichten wir den höchsten Punkt bereits vor der vorgegebenen Zeitangabe. Dazu beigetragen hatte bestimmt der Umstand, dass der Weg mehrheitlich im kühlen Wald verlief. Dafür war dann der Abstieg etwas heisser. Via St. Maurice kamen wir dann in die Region von Pignieux. Da mussten wir dann den gewohnten Pilgerweg verlassen um uns in das 5km entfernte Kloster Belmont-Tramonet zu begeben. Eigentlich waren wir bereits zu diesem Zeitpunkt müde genug um nicht mehr weitergehen zu müssen...aber leider wollten wir beide im Kloster übernachten. Also hiess es durchbeissen und weitermarschieren! Kurz nach Pignieux mussten wir uns nach dem genauen Weg erkundigen. Ein überaus freunliches Ehepaar (im offenen Mercedes-Cabrio) erklärte uns den Weg...plötzlich fragte uns der Monsieur ob er uns ins Kloster bringen solle...für uns war diese Frage wie ein Geschenk des Himmels!!! Etwas verlegen und überrascht zugleich nahmen wir dieses Angebot mit Freuden an...Welcher Pilger wird schon im offen Mercedes-Cabrio ins Kloster chauffiert?!!! Bereits nach wenigen Minuten standen wir somit vor der Klosterkirche von Belmont-Tramonet, wo gerade die Vesper begonnen hatte. Das freundliche Paar wünschte uns noch alles Gute für die weitere Reise und machte sich gleich wieder auf den Heimweg. Ich besuchte gleich die Vesper (ohne Monique) und wurde unter den vier anwesenden Besuchern von den Schwestern gleich entdeckt. Was mich dann aber überaus berührte war der Umstand, dass mich die Ordensschwestern in ihr Fürbittgebet einschlossen. Nach der Vesper wurde ich dann mit Monique in die Unterkunft geführt, wo ich mich auf einem überaus weichen Bett erschöpft niederliess.

Motz-Yenne

24. August 2007. Da mir nach den letzten Tagen meine Blasen immer noch etwas Sorgen bereiten, war heute wieder ein "Sandalentag" angesagt. Bei schönstem Sommerwetter begab ich mich anfangs noch zusammen mit Patrick auf den Weg. In den kühlen Auenwäldern entlang der Rhone trennten wir uns dann, sodass jeder in seinem Tempo weitergehen konnte. Beim romantischen Dörfchen Chanaz begann der Weg dann ziemlich anzusteigen. Es wurde jetzt auch recht heiss, sodass ich gegen 13h auf einer Anhöhe des Dorfes eine Pause einlegen musste. Unter der schützenden Krone eines grossen Baumes liess ich mich nieder und legte mich für etwa 45 Minuten in die weiche Wiese...Herrlich!!! Als ich dann wieder aufbrechen wollte fühlte sich mein rechter kleiner Zehe so an, als würde sich dort eine kleine "neue" Blase ankündigen....Hilfe, nein!!! Tapfer hielt ich aber bis nach Yenne durch. Zwar war der Weg nicht gerade förderlich für das Wohlbefinden meiner Füsse. Der Weg führte nämlich konstant bergauf und bergab, quer durch Weinberge und zum Teil über sehr unbequeme "Bollensteinwege". Doch die Strecke war sehr interessant und abwechslungsreich. Kurz vor Yenne hatte ich auf einem Hügel mit Kapelle (St. Romain) eine wunderbare Sicht auf mein heutiges Etappenziel. Dennoch lagen noch etwa 1h Fussmarsch vor mir. Endlich in Yenne eingtroffen, traf ich vor der schönen Kirche auf Monique. Da sie zu diesem Zeitpunkt bereits eine Privatunterkunft organisiert hatte, fragte ich sie, ob mich ihr anschliessen könnte. Kurzentschlossen zogen wir dann zusammen bei einem älteren Ehepaar für eine Nacht ein. Wir genossen es wiederum sehr in gemütlicher, familiärer Runde die Bekanntschaft von Einheimischen zu machen.

Chaumont-Motz

23. August 2007. Meine erste Nacht in Frankreich habe ich sehr gut verbracht. Erholt und überaus gut gelaunt begab ich mich nach dem gemeinsamen Frühstück auf den Weg. Dieser führte mich heute über Frangy, Designy nach Motz. Ab Frangy begleitete mich Monique bis nach Motz. In Designy wollten wir einen Mittagshalt einlegen, fanden jedoch keine passende Sitzgelegenheit. Als wir dann vor einem Bauernhaus ein gemütliches, schattiges Plätzchen sahen...dachten wir etwas lauter als üblich, bis der Bauer auf uns aufmerksam wurde! Er bat uns Platz zu nehmen und es uns doch gemütlich zu machen...kaum gesagt, schon getan! Das musste man uns an diesem sonnigheissen Tag nicht zweimal sagen!!! Bald darauf kam auch schon die Bäuerin aus dem Haus und begrüsste uns sehr herzlich...und bot uns sogleich einen Kaffee an. Bestimmt verbrachten wir über 1h dort zusammen mit dem überaus freundlichen Paar. Wir redeten über unsere Pilgerreise, über Pilze etc...Es war einfach herrlich! Danach machten wir uns wieder gestärkt und gut erholt auf den Weg nach Motz. Hier war ich dann wiederum froh (nach 28km) eine recht angenehme Unterkunft gefunden zu haben. Patrick traf dann etwas später auch ein und so verbrachten wir dann den Abend wieder zusammen in dieser Herberge.

Genf-Chaumont

22. August 2007. Ein schöner Tag hat sich angekündigt. Bereits als ich meine Nase aus dem Fenster der Jugendherberge streckte, konnte ich in der Höhe zwischen den Häuserfassaden die ersten blauen Flecken erkennen...Gleich stieg ein Gefühl von Heiterkeit in mir hoch. Also, so schnell wie möglich aufbrechen!!! Um 8.30h brach ich dann vollgepackt auf und musste vorerst einmal quer durch die Altstadt hindurch. Ein kurzer Blick auf die Stadtkarte und bereits wusste ich wo ich mich hindurchwühlen wollte. Auf Anhieb fand ich dann wohl den kürzesten Weg nach Carouge. Und ohne noch einmal die Stadtkarte hervorzunehmen. Da war ich aber schon ein wenig stolz auf mich!!! In Carouge kaufte ich im Coop noch meine letzten Proviant ein und begab mich dann gegen 9.30h auf den markierten Pilgerweg Richtung Grenze. Der Tag blieb wunderschön und so viel es mir bedeutend leichter die Schweiz hinter mir zu lassen. Und zudem blieb mir die Stadt Genf fast den ganzen Tag über eine treue Begleiterin. Bis weit über die Grenze hinaus hatte ich stets einen wunderbaren Blick auf die Stadt und das Seebecken...inkl. dem grossen Springbrunnen. Der Weg führte praktisch den ganzen Tag leicht bergan. Gegen 14h traf ich dann auf dem Col du Mont Sion ein und konnte von hier nochmals einen letzten Blick zurückwerfen. Und dabei war mir fast zum heulen zumute. Jetzt hiess es endgültig Abschied nehmen und nach vorne sehen...Santiago entgegen!!! Flotten Schrittes ging ich voran. Wollte ich doch heute Abend Frangy erreichen. Der Weg war ausserordentlich gut markiert, sodass ich kaum auf meine neugekauften Karten schauen musste. Etwa 3km vor Frangy liessen meine Kräfte doch langsam nach und ich wäre am liebsten hingelegen und nicht mehr aufgestanden...Wie ein Geschenk vom Himmel tauchte dann vor Chaumont ein kleines Holzschild mit der Aufschrift "Gîte" auf. Sogleich folgte ich dem Schild und war ziemlich erleichtert, als ich nach etwa 500m auf eine einfache Unterkunft traf. Bereits hatten sich da Monique (aus Lausanne) und Patrick (aus Genf) eingerichtet - meine ersten Pilgerbekanntschaften ausserhalb der Schweiz. Zusammen verbrachten wir einen gemütlichen Abend und tauschten diverse Pilgererlebnisse aus! Alles in allem war es ein überaus toller erster Abend ausserhalb der Schweiz...was mir den Abschied von der Schweiz auch ziemlich erleichterte!!! Übrigens sagte mir Patrick, dass ich heute bestimmte 40km marschiert sei...dann sollte es mich wohl nicht wundern, dass ich meine Zunge fast am Boden nachziehe...

Nyon-Genf

21. August 2007. Leider hat sich der heutige Morgen schon recht feucht angekündigt. Fast die ganze Nacht hat es geregnet und gegen Morgen nur wenig nachgelassen. So musste ich dann eben meinen Regenponcho schon von Beginn an montieren. Als ich dann nach einen ausgiebigen Bauernfrühstück um 8h aufbrach, regnete es aber nur noch leicht. Meinen Blasen zuliebe habe ich mich heute morgen entschlossen in den Sandalen zu marschieren....Trotz Regen!!! Es wurde zwar mit der Zeit etwas feucht und zeitweise ziemlich "matschig", aber meinen Füssen tat es besser. So kam ich sehr gut voran und um 15h stand ich bereits mitten in der Stadt Genf vor der Kathedrale St. Pierre. Von da aus suchte ich die Jugendherberge auf und verbrachte da meine allerletzte "Schweizer-Nacht". Vorerst musste ich jedoch noch einige Kleinigkeiten besorgen...GR65 für Frankreich...ein kleines Packet nach Hause senden...und noch etwas die Stadt besichtigen. Es kam mir schon etwas seltsam vor, so kurz vor der Grenze zu sein. Wahr es Wehmut, Unsicherheit oder gar Angst? Von alldem habe ich in den letzten Tagen und Wochen überhaupt nichts gespürt. Warum gerade jetzt? Trotzdem freue ich mich, mein grosses Abenteuer morgen nach dem Grenzübertritt fortsetzen zu können!!!

Morges-Nyon

20. August 2007. Heute morgen um 10h bin ich wieder aufgebrochen und habe meinen Füssen die nächste Etappe zugemutet. Das Wetter war gerade richtig zum Wandern. Keine grosse Hitze und doch keinen Regen. Meinen Füssen geht es leicht besser aber immer noch nicht ganz optimal. Zudem trug ich heute zum ersten Mal meine neuen Gore-Tex-Schuhe...und das musste ich schon am Ende des Tages spüren...Blasen...Blasen...oh je...Ist das eine Übel behoben kommt gleich das nächste!!!In Nyon lief ich dann auch beinahe wieder am Limit. Und zudem hatte ich um 19h noch keine Unterkunft organisiert...Am Bahnhof von Nyon begann ich dann mal einige Telefone zu starten...Nach einer Absage wurde ich aber schon recht bald fündig. Auf einem wunderschönen Bauernhof etwas ausserhalb der Stadt fand ich eine herrliche Schlafunterkunft. Die Bauernfamilie war sehr nett und das Zimmer war schon fast luxuriös für einen Pilger...Dafür hatte ich mich sehr gut erholen können. Bin dann auch sehr früh (21h) unter die Bettdecke gekrochen.