Samstag, 27. Oktober 2007

Ponferrada-Villafranca del Bierzo


16. Oktober 2007. Obwohl mein linker, oberer Rachen noch immer mit einem kleinen Gazeplätzchen "ausgestopft" war, hatte ich hervorragend geschlafen in der Herberge Niklaus von Flüh. Zu meinem grossen Erstaunen musste ich feststellen, dass ich dieses "Stopfmaterial" im Schlaf nicht heruntergeschlückt hatte!!! Da ich mich also so hervorragend und befreit fühlte startete ich meinen heutigen bereits kurz vor 8h. Aber erst einmal wollte ich in aller Gemütlichkeit ein Café aufsuchen um dort einige Postkarten zu schreiben. In der Altstadt wurde ich dann auch fündig und verbrachte bis um 10h dort die Zeit bei Kaffee, heisser Schokolade, Croissants...und eben Postkarten schreiben. Danach besuchte ich eine wunderschöne Wanderausstellung zum Camino Santiago. Kunstwerke aus der Romanik bis ins 19. Jht. waren zu sehen. Unzählige Heiligendarstellungen, Tafelbilder, Altäre, Madonnen, etc. aus verschiedenen Kirchen und Kathedralen auf dem Camino durch Spanien, wurden hier ausgestellt. Es war eine hervorragende Ausstellung mit einzigartigen Gegenständen. Bis kurz nach 12h verbrachte ich in den Ausstellungsräumen und war faszieniert von der mittelalterlichen Kunst. Doch ich hatte heute ja noch eine Wegetappe vor mir. Villafranca del Bierzo (24km) wollte ich unbedingt heute noch erreichen....Noch immer beschwerdefrei und mit "frischer Gaze im Mund" tippelte ich gegen 12.30h gemächlich los durch die Stadt. Aber mein Magen meldete sich auch schon und das zu recht! So kam nicht darum herum im nächstgelegenen Supermercado einige Kleinigkeiten einzukaufen...Da mir der Zahnarzt jedoch empfahl während den ersten Tagen beim Essen etwas Vorsicht walten zu lassen, beschränkte sich mein Einkauf "vorerst" auf vorwiegend flüssige oder weiche Nahrung...(Milchdrinks und Joghurt)...doch am leckeren Bäckereistand konnte ich nicht so ohne weiteres vorübergehen und ergatterte mir kurzerhand zwei süsse Hefegebäcke!...mein "grosses" Loch war ja ausgestopft...was soll da schon passieren, dachte ich mir!!! Wieder zurück auf der Pilgerautobahn suchte ich mir einen schönen Platz und stellte erst einmal meine knurrenden Magen ruhig. Leider war ich noch immer mitten in der Stadt und musste deshalb mit einem kleinen Par/Kinderspielplatz vorlieb nehmen...Um 13.30h ging es dann aber endgültig weiter. Die letzten Vorstadtquartiere liess ich bald hinter mir und durchquerte die ersten kleinen Dörfer am Stadtrand. Bis Cababelos war der Weg weitgehend asphaltiert und nicht besonders beeindruckend. Danach führte der Camino durch "abgeerntete" Rebberge... Leider hingernn nur noch vereinzelt Trauben an den Rebstöcken herunter...wahrscheinlich für die vorüberziehen, hungrigen Pilgermäuler!...Ich war auf jeden Fall schon mit den wenigen Beeren zufrieden! Und die schmeckten besonders süss! Die rot gefärbten Rebblätter und das schöne Herbstlicht verzauberten die Gegend in einen paradiesischen Garten...wenn nur nicht ab und zu ein Auto auf der staubigen Kiesstrasse dahergekommen wäre, das mich in eine riesige Staubwolke hüllte. Denn die Erde war sehr trocken und staubig in dieser Region..(So muss sich wohl eine Ameise fühlen, wenn sie in einen Staubsaugerbeutel gesogen wird!!!) Mit meinen wenigen Spanischkenntnissen, die ich mir in den letzten Wochen und Tagen angeeignet hatte, versuchte ich doch hin und wieder mal mit der einheimischen Bevölkerung ins Gespräch zu kommen. Mal ging es besser, mal etwas schlechter...aber meistens lernte ich ein kleines Stück dazu. So auch in dem kleinen Bauerndorf am Weg, wo ich mit einer älteren Frau ins Gespräch kam, die gerade Kastanien aussortierte. Bevor ich dann wieder weiterziehen wollte, füllte sie mir meine Hosentaschen mit frischen, schönen Kastanien. Sie meinte ich könne die auch roh essen, was ich bis anhin noch nie getan hatte...und wirklich, sie schmeckten auch ungeröstet hervorragend...zwar etwas knackiger aber nicht schlecht! Nochmals führte die Pilgerroute über eine Staubpiste durch zahlreiche Rebberge bis ich dann kurz vor 18.30h in Villafranca eintraf. Meine Pilgerunterkunft lag direkt am Weg, kurz nach dem Dorfeingang. Eine einfache Herberge ohne viel "Schniggschnagg"...Nach einer erholsamen Dusche, hatte ich noch genügend Zeit die zahlreichen Kirchen und Klöster im Dorf zu besichtigen...Ich war erstaunt über die Anzahl, obwohl das Dorf wahrscheinlich kaum mehr als 5000 Einwohner hatte. Eingebettet in die sanften Hügel der umliegenden Rebberge lag Villafranca in einer kleinen Mulde...wunderschön, fast schon zum Verlieben!

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